Lexikon der Neurowissenschaft: Neurotechnologie
Neurotechnologiew, Neurobionik, Eneurotechnology, der Einsatz elektronischer Hilfsmittel bei Patienten, die an bestimmten Ausfällen oder Defekten von Leistungen einzelner nervöser Organe leiden. Bereits bewährt haben sich Elektrodensysteme (Elektroden) zur Stimulation verschiedener Nerven, z.B. des Atmungsnervs (Nervus phrenicus) bei Schädigungen des Atemzentrums im unteren Hirnstammbereich sowie des Magennervs (Vagus) bei Magenschleimhautentzündungen infolge einer verminderten Magensaftsekretion, sowie das am längsten benutzte mikroelektronische Implantat, der Herzschrittmacher. Zur Bekämpfung von Phantomschmerzen werden Rückenmarkstimulationen getestet. Ein Hauptziel der Neurotechnologie ist die Entwicklung von Neuroprothesen. In letzter Zeit wurden Cochlea-Implantate erprobt, die schon von über tausend Patienten mit peripheren Hörschäden erfolgreich getragen werden, sowie Harntrakt-Stimulatoren für Querschnittsgelähmte. Mit einer Hirnstammprothese soll es möglich sein, akustische Impulse in den Hörkern zu leiten, welche das Gehirn als Töne zu interpretieren lernt. Geforscht wird auch an Retina-Implantaten für Patienten mit Retinopathia pigmentosa. Eingepflanzte Mikrosysteme zur bedarfsgesteuerten lokalen Ausschüttung von Pharmaka und zur Unterdrückung epileptischer Anfälle stehen ebenfalls in Aussicht. Druck- und Hitze-empfindliche Arm- und Handprothesen gibt es bereits, Stand-Gang-Prothesen für Querschnittsgelähmte sind ein weiteres Ziel. Gute Erfolge wurden mit Verstärkertechniken von Hirnströmen über Elektroden erzielt. Dieses Biofeedback-Verfahren ermöglicht es Gelähmten, auch Patienten mit Locked-in-Syndrom, elektrische Geräte zu bedienen und sogar über Computerbildschirme zu kommunizieren.
Lit.:Bothe, H.-W., Engel, M.: Neurobionik. Frankfurt am Main 1998.
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