Lexikon der Neurowissenschaft: Nicotin
Nicotins [nach dem franz. Diplomaten J. Nicot, der 1560 den Tabak nach Frankreich brachte], Nikotin, 3-(N-Methyl-a-pyrrolidyl)-pyridin, Enicotine, ein hauptsächlich in der Tabak-Pflanze (Nicotiana tabacum), aber auch bei Schachtelhalm, Bärlapp und anderen Pflanzen vorkommendes, hochgiftiges Pyridinalkaloid (Alkaloide), der Hauptvertreter der Nicotianaalkaloide. Nicotin ( siehe Abb. ), dessen Biosynthese in den Wurzeln abläuft, wird in allen Teilen der Pflanze gefunden. Der Nicotingehalt der Blätter schwankt je nach Tabaksorte zwischen 0,05 und 10%. Nicotin kann durch Inhalation (Rauchen), oral oder über die Haut rasch im Körper aufgenommen werden und greift sowohl sympathische als auch parasympathische Ganglien (vegetative Ganglien) an, so daß seine Wirkung dem Muscarin, aber auch dem Adrenalin ähnlich sein kann. Nicotin bindet im Zentralnervensystem (ZNS) an den nicotinischen Acetylcholinrezeptor, hat dort etwa die gleiche Wirkung wie der NeurotransmitterAcetylcholin und stört auf diese Weise ZNS-Funktionen. Letztlich führt Nicotin (wie Ethanol) zur Freisetzung von Dopamin im Nucleus accumbens (Drogenabhängigkeit). – Während geringe Mengen Nicotin auf das Nervensystem anregend wirken (Erhöhung der Herzfrequenz, Steigerung der Magensaftsekretion und Darmtätigkeit, Verengung der Blutgefäße und Unterdrückung des Hungergefühls), führen hohe Dosen zu Kreislaufkollaps, Erbrechen, Durchfall und Krämpfen und bei Überschreiten der letalen Dosis (beim Menschen: orale Aufnahme von 1 mg/kg Körpergewicht, in 3-5 Zigaretten enthalten) zum Tod durch Atemlähmung (Nicotinvergiftung). Subletale Nicotindosen unterliegen einem raschen oxidativen Abbau (Biotransformation) durch den Organismus (Halbwertszeit 2 Stunden), dessen Rate bei chronischer Nicotinzufuhr noch gesteigert ist. Folgen von chronischem Nicotinmißbrauch sind besonders Herzinfarkt, Arteriosklerose, Gastritis, Magengeschwür, Gefäßspasmen und Gangrän ("Raucherbein"); jedoch sind nicht alle sogenannten Raucherschäden auf die Nicotinwirkung allein zurückzuführen. In Form von Nicotinpflastern oder Nicotinkaugummis wird Nicotin zur Raucherentwöhnung eingesetzt. Nicotin hat außerdem Bedeutung als Ausgangsverbindung für die technische Darstellung von Nicotinsäure (Vitamin B2) und Nicotinsäureamid und gilt als eines der ältesten bekannten Schädlingsbekämpfungsmittel.
Nicotin
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