Lexikon der Neurowissenschaft: occipito-parietales System
occipito-parietales System, parietale visuelle Bahn,E occipito-parietal system, Bezeichnung für einen Teil der Sehbahn bei Primaten. Die Axone der Magnozellulärschichten des Corpus geniculatum laterale innervieren die Schichten 4Cα und 6 des primären visuellen Cortex. Der weitere Verlauf dieser Bahn geht von der primären Sehrinde (V1) in spezielle Substrukturen von V2 (breite Cytochromoxidase-Streifen), wo Bewegung, Tiefe und Orientierung, jedoch kaum Farbinformationen weiterverarbeitet werden. Das parietale System wurde wegen seiner Beziehung zu Bewegung und Tiefe auch als "Wo?"-System und wegen seiner schließlichen Verbindung mit der Motorik als "Aktions"-System beschrieben. Es setzt sich über V5 (mediotemporaler Cortex, MT) und weiter nach frontal über MST zur Motorik im frontalen Augenfeld und in Area 7a fort. So erfolgt ein fließender Übergang von Sensorik zu Motorik über multimodale Regionen auf einem occipito-parieto-frontalen Weg über postzentrale nach präzentralen Arealen. Die Antworteigenschaften der parietalen Zellen sind sehr vielfältig. Viele der Zellen sind unter Anästhesie völlig stumm. Die visuellen Antworten der Zellen werden oft durch die zugleich ausgeführten motorischen Aktionen beeinflußt. Dabei scheint eine wichtige Aufgabe die Transformation der Information von visuellen in motorische Koordinaten zu sein. Praktisch alle posterioren parietalen Regionen haben Ausgänge zu den Colliculi superiores und sind dort grundsätzlich bei der Kontrolle von sprungartigen (sakkadischen) Augenbewegungen beteiligt. Zellen in superior-temporal-parietalen Gebieten stehen mit Zellen aus dem occipito-temporalen System ebenso wie mit den bewegungsspezifischen Gebieten des occipito-parietalen Systems in Verbindung und können selektiv bewegte, kohärente Formen detektieren, wie z.B. eine laufende Person. Derartige Regionen, die Informationen aus der ventralen und dorsalen Verarbeitung (und anderen sensorischen Systemen) integrieren, könnten abstrakte räumliche Repräsentationen darstellen.
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