Lexikon der Neurowissenschaft: occipito-temporales System
occipito-temporales System, temporale Bahn, Eoccipito-temporal system, Bezeichnung für einen Teil der Sehbahn bei Primaten. Dieser Verarbeitungsweg verläuft von V1 über V2, ventrale Anteile von V3 sowie V4 (Farbwahrnehmung, visueller Cortex) in den inferotemporalen Cortex (IT). Im IT zeigen die Zellen komplexe Antworteigenschaften spezifisch für Form- und Oberflächendetails der Reize, z.B. gesichterspezifische Neurone und andere komplexe Spezifitäten. Die Zellen haben große rezeptive Felder, die in der Regel den Ort des schärfsten Sehens (Fovea centralis) einbeziehen und beide visuellen Halbfelder einschließen. Die farbcodierenden Zellen des IT umfassen den gesamten Bereich der wahrnehmbaren Farben. IT-Zellen zeigen auch eine Invarianz gegenüber Betrachtungswinkel, Größe, Farbe und Beleuchtung. Die Zellen im inferotemporalen Cortex sind in ihren Antworteigenschaften kaum durch Anästhesie beeinflußt. Sie beschäftigen sich mit den Objekten der Außenwelt, ohne sie auf den Betrachter zu beziehen. Die IT-Zellen erkennen Objekte, Szenen und andere Individuen. In diesem Bereich können die Grundlagen für Langzeitrepräsentationen der gesehenen Welt (Bildgedächtnis; Gedächtnis) angelegt werden. Die Bilder werden offenbar in bestimmten Regionen des unteren Schläfenlappens und angeschlossenen Gebieten (prärhinal, limbisches System) gespeichert; aber z.B. auch Zellen in V4 zeigen nutzungsabhängige Plastizität im Sinne einer Speicherfunktion. Es bestehen starke, reziproke Verbindungen des inferotemporalen Cortex zur Amygdala, die ihrerseits eine wichtige Rolle für das assoziative Gedächtnis und soziale sowie emotionale Anbindungen (Emotionen) der gesehenen Bilder spielt. Damit führt der ventrale Weg in nicht-visuelle Strukturen, die mit Lernen und Gedächtnis befaßt sind. Farbensehen.
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