Lexikon der Neurowissenschaft: ontogenetischer Zelltod
ontogenetischer Zelltod [von griech. ta onta = das Seiende, gennan = erzeugen],E ontogenetic cell death, der genetisch programmierte, regelmäßige, nicht-krankhafte Untergang von Nervenzellen im Laufe der Ontogenese des Nervensystems. Ein erstaunliches Ergebnis bei der Beobachtung der neuronalen Ontogenese ist die Tatsache, daß in deren Verlauf zahlreiche Zellen zugrunde gehen. Dieser Vorgang kommt in fast allen Regionen des Nervensystems vor und wird gewöhnlich als programmierter oder physiologischer Zelltod bezeichnet; der zelluläre Mechanismus dieses Zelltods wird als Apoptose bezeichnet. Zahlreiche Studien haben ergeben, daß der Untergang von Neuronen ein normales und weitverbreitetes Ereignis während der Embryonalentwicklung ist, und daß mancherorts (z.B. unter den Körnerzellen des Kleinhirns) bis zur Hälfte aller ursprünglich gebildeten Nervenzellen wieder verloren gehen ( siehe Abb. 1 ). Gewöhnlich fällt die Phase des programmierten Zelltods in denselben Zeitraum, in dem die ersten Nervenverbindungen geknüpft werden ( siehe Abb. 2 ). Neurotrophe Faktoren, die an Synapsen aufgenommen und retrograd transportiert werden, spielen während dieser Zeit für das Überleben von Neuronen eine große Rolle und entfalten ihre Wirkung über die Unterdrückung des Zelltodprogramms bei postmitotischen Neuronen. Es scheint daher, daß in einem frühen Stadium der Entwicklung des Nervensystems sehr viele Zellen produziert werden, und daß sich deren Zahl in einer späteren Phase der Größe des jeweils zu innervierenden Organs anpaßt, indem die überflüssigen Zellen sterben. neuronaler Zelltod.
ontogenetischer Zelltod
Abb. 1: ontogenetischer neuronaler Zelltod
a unter normalen Bedingungen
b nach Abtrennung des Zielgebietes
c nach teilweiser Abtrennung des Zielgebietes
d nach Erweiterung des Zielgebietes oder Einwirkung neurotropher Faktoren
schwarze Kreise = abgestorbene Nervenzellen
leere Kreise = überlebende Nervenzellen
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