Lexikon der Neurowissenschaft: Opticusatrophie
Opticusatrophie w, Eoptic nerve atrophy, Degeneration der Sehnervenfasern (Opticus). Durch den Schwund von Nervenfasern und Kapillaren erscheint bei der Ophthalmoskopie die Papille nicht rosa-gelblich wie normal, sondern weiß. Die Ursachen für eine Opticusatrophie sind vielfältig. Eine Erhöhung des intracraniellen Drucks mit einem Papillenödem (Stauungspapille) bei Hirntumoren oder bei Hydrocephalus internus kann ebenso wie ein erhöhter Augeninnendruck (Glaukom) eine Opticusatrophie verursachen. Auch verletzungsbedingte Unterbrechungen des Nervs (z.B. bei einem Schädelbasisbruch), direkte oder indirekte Kompression des Nervs durch raumfordernde Prozesse (Tumoren, Blutungen, Gehirnarterienaneurysmen) oder Schädelmißbildungen (Turmschädel) sind mögliche Ursachen, des weiteren multiple Sklerose, Ischämie (z.B. bei Arteriosklerose), Eiweiß- oder Vitamin-B12-Mangel, toxische Substanzen (Nicotin, Ethanol) oder Medikamente (Isonicotinsäurehydrazid, Ethambutol, Chloroquin, Indomethacin, MAO-Hemmer [Nialamid, Phenitracin]). Wenn die Nervensubstanz ohne entzündliche Neubildung von Gewebe schwindet, spricht man von einer einfachen (blanden) Atrophie (ophthalmoskopisch scharfe Papillengrenzen). Bei der Atrophie nach einer Opticusneuritis bildet sich Stützgewebe als Ersatz für geschwundenes Nervengewebe (unscharfe Papillengrenzen). Bei der partiellen Opticusatrophie ist nur das papillomakuläre Bündel betroffen infolge einer temporären Erkrankung der Netzhautmitte. Selten ist eine Opticusatrophie erblich bedingt (Leber-Syndrom, juvenile Opticusatrophie, Behr-Krankheit) oder auf Tumoren des Sehnervs zurückzuführen. Neben der Abblassung der Papille kommt es zu einer Herabsetzung des Sehvermögens, die nicht immer mit dem Ausmaß der Atrophie korreliert.
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