Lexikon der Neurowissenschaft: P0
P0, P0-Protein, Protein Null, E myelin protein zero (Abk. MPZ), das häufigste Myelinprotein (30 kDa) im peripheren Nervensystem; wird vorwiegend von Schwann-Zellen hergestellt. Es besteht aus einer einzigen extrazellulären Immunoglobulin-artigen Domäne, einer Transmembrandomäne und einer intrazellulären Domäne. Im reifen peripheren Nerv ist P0 auf das kompakte Myelin beschränkt, während es im unkompakten Myelin wie auch auf nicht-myelinisierenden Schwann-Zellen fehlt. Während der Ontogenese wird es sehr früh von Schwann-Zell-Vorläuferzellen exprimiert. Mit seiner extrazellulären Domäne ist P0 zur homophilen Interaktion befähigt, d.h., P0 wirkt als Rezeptor und Ligand zugleich. Durch diese Interaktion wird die Kompaktierung des Myelins auf der extrazellulären Seite erreicht (intraperiod line; Myelin). Dabei wird angenommen, daß sich die extrazellulären Domänen der P0-Moleküle in Tetrameren anordnen. Die intrazelluläre Domäne interagiert über elektrostatische Wechselwirkungen mit Phospholipiden der gegenüberliegenden, cytoplasmatischen Seite der Myelinmembran und vermittelt so die Bildung der major dense line (Myelin). Außer der wichtigen Funktion bei der Myelinkompaktierung spielt P0 auch eine wesentliche Rolle bei der Myelinerhaltung. Mutationen im p0-Gen führen beim Menschen zu teilweise schweren, hereditären Neuropathien ( siehe Zusatzinfo ).
P0
Mutanten:
Die durch gezielte Mutagenese erzeugten homozygoten P0-Nullmutanten (P0-defiziente Mäuse) zeigen eine Reihe von Myelinabnormalitäten, wie etwa eine verminderte Myelinbildung, eine abnormale Kompaktierung des Myelins und eine gestörte Myelinerhaltung. Zusätzlich wurde eine massive, sekundär verursachte Axondegeneration gefunden. Diese Mäuse stellen ein mögliches Modell für das schwere, dysmyelinisierende Déjerine-Sottas-Syndrom dar. Heterozygote P0-Mäuse (P0+/-) mit nur 50% der P0-Genexpression entwickeln normale Myelinscheiden, die aber in älteren Tieren degenerieren. Diese Tiere werden als Modell für einige Formen der Neuropathie CMT1B (hereditäre Neuropathien) angesehen.
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