Lexikon der Neurowissenschaft: Parasympathomimetika
Parasympathomimetika [von Parasympathicus, griech. mimetikos = nachahmend], Parasympathikomimetika, Acetylcholinmimetika, Vagomimetika, E parasympathomimetic agents, Substanzen, die im Bereich des parasympathischen Nervensystems wie Acetylcholin wirken (Cholinergika) und durch Erregung der muscarinischen Acetylcholinrezeptoren die gleichen oder ähnliche Wirkungen an den Erfolgsorganen zeigen wie eine Erregung durch den Parasympathicus. Nach dem Angriffspunkt unterscheidet man zwei Großgruppen: 1) direkte Parasympathomimetika ( siehe Abb. ); sie binden direkt an den Acetylcholinrezeptor und führen zu einer Erregung. Hier kennt man im wesentlichen zwei Substanzgruppen: a) Cholinester; zu dieser Gruppe gehört Acetylcholin selbst, das aber wegen seiner sehr kurzen Halbwertszeit (wenige Sekunden) keinen therapeutischen Nutzen hat; synthetische Derivate von Acetylcholin, wie z.B. Metacholin oder Carbachol, sind jedoch resistent gegen Cholinesterase und können in beschränktem Umfang eingesetzt werden. b) Einige Alkaloide zeigen eine parasympathomimetische Wirkung; zu ihnen gehören z.B. Pilocarpin und Muscarin (letzteres nur von toxikologischer Bedeutung). 2) indirekte Parasympathomimetika (Acetylcholin-Esterase-Hemmer); sie verstärken die Wirkung des Acetylcholins an den Rezeptoren, indem sie den Abbau des Transmitters durch Hemmung der Acetylcholin-Esterase verhindern. Diese Hemmung kann auf zwei Arten erfolgen: a) reversibel (kompetitiv), z.B. durch Carbaminsäureester (z.B. das natürlich vorkommende Alkaloid Physostigmin oder das davon abgeleitete halbsynthetische Neostigmin) oder andere Stoffklassen (Tacrin, Donepezil); b) irreversibel (kovalent), durch organische Phosphorsäureester (Alkylphosphate), die mit einer im aktiven Zentrum der Acetylcholin-Esterase stehenden Serin-Hydroxylgruppe reagieren. Hierzu gehören Insektizide (z.B. Parathion) oder Nervengase (z.B. Tabun, Sarin und Soman). – Die Parasympathomimetika werden therapeutisch vor allem bei Demenz (Nootropika), ansonsten nur sehr beschränkt eingesetzt (z.B. bei Glaukom, Darmatonie oder Myasthenia gravis).
Parasympathomimetika
Strukturen einiger Parasympathomimetika. Die strukturellen Gemeinsamkeiten mit Acetylcholin sind hervorgehoben.
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