Lexikon der Neurowissenschaft: Plathelminthen-Nervensystem
Plathelminthen-Nervensystems [von griech. platys = flach, helminthes = Würmer], E flatworm nervous system, das Nervensystem der Plattwürmer. Allen Arten gemeinsam ist ein bilateralsymmetrisches Nervensystem, bestehend aus zu Paaren angeordneten Marksträngen, die durch ringförmige Kommissuren miteinander verbunden sind (Orthogon) und sich rostral zu einem kleinen Gehirn (Cerebralganglion) vereinigen. Unmittelbar unter der Körperoberfläche gehen die Kommissuren in einen peripheren Nervenplexus über. – Die kompliziertesten Nervensysteme innerhalb der Plathelminthen findet man bei den Turbellaria (überwiegend freilebende Plattwürmer); hier ist das Nervensystem meist in das Mesenchym eingesunken und bildet einen submuskulären Plexus. Die Hauptlängsstränge weisen Neurone in ihrer ganzen Länge auf (Markstränge), obwohl lokale Kondensationen (Ganglien) vorkommen. Bei den komplexesten Gehirnen (Notoplana und Stylochoplana) können fünf Gehirnzellmassen unterschieden werden können. An Sinnesorganen finden sich: 1) verschiedene Sinneszellen in der Haut, meist am vorderen Ende des Tieres, z.B. Berührungsrezeptoren, Strömungs- und Chemorezeptoren. Letztere kommen auch in Gruppen, in der Regel am Kopfende und in Gruben, vor. 2) Statocysten als unpaare Bläschen am oder im Gehirn. 3) Pigmentbecherocellen als Augen, die aus bis zu mehreren hundert Photorezeptorzellen bestehen und deren Rhabdome in einen glaskörpergefüllten Pigmentzellenbecher hineinragen. Oft ist nur ein Paar Ocellen vorhanden, bei Landplanarien sind jedoch über tausend Ocellen über den ganzen Körper verteilt. – Die Gruppen der parasitisch lebenden Trematoda (Saugwürmer) und Cestoda (Bandwürmer) besitzen ein wahrscheinlich sekundär vereinfachtes Nervensystem. Bei den Trematoda besteht es aus drei Längssträngen, die Innervierung des Mundsaugnapfes ist besonders stark ausgeprägt. Als Sinnessysteme findet man vereinzelte Photorezeptoren und Mechanorezeptoren, Chemorezeptoren sind nicht identifiziert. Bei den Cestoda ist eine Tendenz zur Radiärsymmetrie vorhanden. Statt Sinnesorganen gibt es nur freie Nervenendigungen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.