Lexikon der Neurowissenschaft: Projektionsneuron
Projektionsneuron s [von latein. proiectio = das Hervorwerfen, griech. neuron = Nerv], Typ-I-Golgi-Zelle, Hauptneuron, Eprojection neuron, eine Nervenzelle, deren langes Axon zur Erregungsleitung zu anderen Arealen und Kerngebieten des Zentralnervensystems dient. Dadurch unterscheidet sie sich von der anderen wesentlichen Klasse von Neuronen in Kernen oder Cortexfeldern, den Interneuronen, deren kürzere Axone lokale Kontakte in unmittelbarer Nähe des Perikaryons des Interneurons oder aber engumschrieben im Kerngebiet bilden ( siehe Zusatzinfo ). Je nach seiner Position in einem Projektionssystem wird ein Projektionsneuron auch als Strangzelle (z.B. im Rückenmark) oder als Relaisneuron (z.B. im Corpus geniculatum laterale) bezeichnet. Projektionsneurone sind fast immer excitatorisch, d.h. erregend, und verwenden entsprechend Glutaminsäure oder Acetylcholin als Neurotransmitter. Von dieser Regel gibt es nur wenige Ausnahmen, wie z.B. die Purkinje-Zellen im Kleinhirn und bestimmte Projektionsneurone im Septum und in den Basalganglien, die GABA als Transmitter verwenden. Die Mehrheit der Projektionsneurone sowohl des Isocortex als auch des Allocortex sind Pyramidenzellen. Die Betz-Zellen der Lamina V des Motorcortex sind die größten Projektionsneurone des Säugerhirns. Ihre Axone werden bis zu 1,50 m lang.
Projektionsneuron
Projektionsneurone unterscheiden sich morphologisch von Interneuronen neben ihrer Länge durch die Myelinscheide ihrer Axone. Die Axone der Projektionsneurone sind entweder markhaltig und haben eine Übertragungsgeschwindigkeit für neuronale Reize von etwa 150 m/s oder sie sind markarm mit einer Nervenleitungsgeschwindigkeit von etwa 15 m/s. Je länger die Übertragungsstrecke ist, desto dicker wird die Myelinscheide ausgebildet. Nicht-myelinisierte Axone werden den Interneuronen zugeordnet und auch als marklose Nervenfasern bezeichnet. Ihre Leitungsgeschwindigkeit beträgt etwa 2 m/s. Das Verhältnis von Projektions- zu Interneuronen ist areal- und kernspezifisch. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen subcorticalen und neocorticalen Gebieten. Im Neocortex sind einfache synaptische Kontakte zusammen mit einer großen Vielfalt an Interneurontypen zu finden, während es subcortical kompliziertere Verschaltungsmechanismen (Glomerulus im Corpus geniculatum laterale) und nur ein- bis zwei Interneurontypen gibt.
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