Lexikon der Neurowissenschaft: Psychologie
Essay
Werner X. Schneider und Bernhard Hommel
Psychologie
Die Psychologie befaßt sich mit dem weitgesteckten Gegenstandsbereich menschlichen Verhaltens und Erlebens und stellt so unterschiedliche Fragen wie z.B., warum wir vergessen, was schizophrene Menschen (Schizophrenie) kennzeichnet, wie Vorurteile zustande kommen, wie die Wahrnehmungswelt eines Kleinkindes aussieht, unter welchen Bedingungen ein aufgabenorientierter Führungsstil effektiv ist oder ob die Aggressionsbereitschaft (Aggression) von Kindern durch Gewalt im Fernsehen zunimmt. Antworten auf diese Fragen werden in unterschiedlichen psychologischen Teildisziplinen gesucht ( siehe Tab. ): den Grundlagenfächern der Allgemeinen Psychologie, der Biologischen Psychologie, der Differentiellen und Persönlichkeitspsychologie, der Entwicklungs- und der Sozialpsychologie, sowie in den anwendungsnäheren Teildisziplinen der Klinischenund Neuropsychologie, der Pädagogischen Psychologie und der Arbeits-,Organisationspsychologie und Markt- & Werbepsychologie. Diese Teildisziplinen werden im folgenden noch genauer betrachtet.
Methoden
Die wissenschaftliche Psychologie nimmt eine Brückenfunktion zwischen den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften ein, indem sie ursprünglich geistes- bzw. sozialwissenschaftliche Fragestellungen mit Hilfe empirischer Methoden untersucht. Die Vielfalt der Fragestellungen spiegelt sich in einer großen Methodenvielfalt wider. Die eingesetzten Methoden reichen von Reaktionszeit- und Performanzmessungen im psychologischen Experiment über systematische Verhaltensbeobachtungen, Funktionsprüfungen, Fragebogenerhebungen und Interviews bis zur Inhaltsanalyse von Tagebüchern oder Akten. Die Auswertung der Daten erfolgt mit Hilfe verschiedenster Verfahren der deskriptiven und Inferenzstatistik einschließlich multivariater und strukturanalytischer Verfahren. Auch die Modell- und Theoriebildung ist sehr vielfältig. Hier finden sich Aussagen zu ungerichteten Zusammenhängen oder kausalen Beziehungen, mathematische Modellgleichungen, Faktorenmodelle und Simulationen mit Hilfe künstlicher neuronaler Netze.
Allgemeine Psychologie
Die Allgemeine Psychologie befaßt sich mit den grundlegenden Funktionen der menschlichen Kognition und des Verhaltens, wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Denken, Sprache, Aktionen, Lernen, Motivation und Emotionen. Charakteristisch für die Herangehensweise der Allgemeinen Psychologie sind ihre weitgehend naturwissenschaftlichen, experimentellen Methoden. Dabei wird die Strategie verfolgt, psychologische Phänomene in Teilprozesse und -funktionen zu zerlegen, um diese dann analytisch (z.B. im Experiment) zu separieren und zu messen. In jüngster Zeit hat sich die Allgemeine Psychologie zunehmend dem materiellen Substrat der grundlegenden Funktionen, dem Gehirn zugewandt. Moderne Meßmethoden wie das bildgebende Verfahren der Kernspinresonanztomographie oder die Ableitung evozierter Potentiale liefern Informationen über den Ort und den Zeitverlauf kognitiver Teilprozesse, wie z.B. der räumlichen Verlagerung der Aufmerksamkeit, der Vorbereitung einer Bewegung oder dem Wechsel zwischen zwei Aufgaben. Die zunehmende Zusammenarbeit von Allgemeiner Psychologie, Bio- und Neuropsychologie (s.u.), Neurobiologie und Neuroinformatik hat in den letzten Jahren das neue interdisziplinäre Fach der kognitiven Neurowissenschaft entstehen lassen.
Biologische Psychologie
Die Biologische Psychologie (Biopsychologie) beschäftigt sich vorrangig mit den physiologischen Grundlagen menschlichen Verhaltens und Erlebens. In enger Verzahnung mit der Allgemeinen Psychologie und der Neurobiologie werden die neuronalen Prozesse, die Kognition und Handeln unterliegen, untersucht. Beispielsweise interessiert man sich für die Frage, welche Modulationen der neuronalen Aktivierung im Gehirn sich durch die Zuwendung von visueller Aufmerksamkeit nachweisen lassen, oder wie motorische Kommandos im Gehirn zusammenwirken, um eine Bewegung zu steuern. Solche Forschungsfragen und die damit verbundenen naturwissenschaftlichen Methoden weisen starke Überschneidungen mit der Allgemeinen Psychologie und der kognitiven Neurowissenschaft auf, so daß sich die Grenzen zwischen diesen Disziplinen zunehmend weniger scharf ziehen lassen. Des weiteren zählen die Wirkungen des endokrinen Systems bzw. bestimmter Hormone und Neuromodulatoren auf Verhalten und Erleben zum Gegenstandsbereich der Biologischen Psychologie. Dazu gehören beispielsweise Fragen, wie Hormone die Steuerung des Schlaf-Wach-Zyklus regeln oder wie die biochemischen Grundlagen von Streß und ihre Wirkungen auf kognitive Funktionen (z.B. Gedächtnis) aussehen. Schließlich gewinnt die Erforschung evolutionärer und genetischer Faktoren des Verhaltens und Erlebens zunehmend Bedeutung als biopsychologisches Forschungsfeld.
Differentielle und Persönlichkeitspsychologie
Im Gegensatz zur Allgemeinen Psychologie beschäftigt sich die Differentielle und Persönlichkeitspsychologie mit den Unterschieden zwischen Menschen, d.h. mit individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten (Persönlichkeit und Personalität). Im wesentlichen geht diese Teildisziplin drei Fragenkomplexen nach. Erstens geht es darum, Persönlichkeitsmerkmale im Sinne situationsübergreifender, zeitstabiler Eigenschaften zu identifizieren. Damit verbunden ist das Problem der Klassifikation, d.h. der Frage, ob eine beobachtete Eigenschaft (z.B. Nach-innen-Gekehrtsein) ein eigenständiges Persönlichkeitsmerkmal darstellt. Zweitens geht es darum, Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Fähigkeiten (z.B. Intelligenz) zuverlässig zu diagnostizieren. Die Diagnose erfolgt in der Regel mit Hilfe sozialwissenschaftlich geprägter Methoden und Instrumente, wie Fragebögen, Tests, Interviews oder Verhaltensbeobachtung. Schließlich wird versucht, die vorgefundenen Unterschiede im psychischen Erleben und Verhalten zu erklären, sei es durch genetische Prädispositionen, durch individuelle Lernerfahrungen oder durch Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und Situationsvariablen. Eine zentrale Rolle spielen dabei Theorien, die individuelles Verhalten auf wenige, abstrakt definierte Persönlichkeitsfaktoren zurückführen (z.B. "Extraversion" oder "Neurotizismus").
Entwicklungspsychologie
Die Entwicklungspsychologie untersucht den ontogenetischen Verlauf und entwicklungsbedingte Veränderungen von Funktionsprinzipien des Verhaltens und Erlebens von der frühen Kindheit bis zum hohen Alter (Altern). Die Fragestellungen reichen von der Entwicklung der Wahrnehmungs- und Denkwelt in den ersten Lebensjahren bis hin zur Veränderung des Sexualverhaltens im hohen Alter. Besondere Bedeutung kommt der Frage des wechselseitigen Einflusses von Anlage (genetische Prädisposition oder Reifung) und Umwelt (Lernerfahrung oder situative Bedingungen) bei der Ausbildung individueller Eigenschaften und Fähigkeiten zu (Anlage-Umwelt-Kontroverse). Ebenso bedeutsam sind die Fragen, ob Entwicklung kontinuierlich oder in diskreten Schritten (wurde z.B. von Freud und Piaget untersucht) verläuft und ob sich kognitive Mechanismen synchron oder asynchron entwickeln. Die methodische Herangehensweise ist durch eine Mischung sozial- und naturwissenschaftlicher Verfahren bestimmt, die häufig dem allgemeinpsychologischen, sozial- und differentialpsychologischen Methodenrepertoire entnommen sind. In der Säuglingsforschung überwiegen Konditionierungsverfahren, Studien von Kindern verwenden auch Verhaltensbeobachtungen und Verhaltensexperimente; zur Untersuchung von Jugendlichen und Erwachsenen kommen neben Experimenten auch Fragebogenerhebungen, Interviews, Tagebuchanalysen und andere Verfahren zum Einsatz. Dabei sind zwei Analyseperspektiven zu unterscheiden: In Querschnittstudien werden zu einem gegebenen Zeitpunkt Personen verschiedener Altersgruppen verglichen. In Längsschnittstudien werden hingegen dieselben Personen in ihrer Entwicklung über die Zeit verfolgt.
Sozialpsychologie
Die Sozialpsychologie beschäftigt sich mit Verhalten und Erleben im sozialen Kontext. Dabei lassen sich drei Forschungsperspektiven unterscheiden. Erstens befassen sich Untersuchungen zur sozialen Kognition mit der Frage, wie soziale Reize wahrgenommen und verarbeitet werden und wie bzw. unter welchen Bedingungen sie das Handeln beeinflussen. In diesem Zusammenhang werden häufig allgemeinpsychologische Modelle zur Informationsverarbeitung aufgegriffen und naturwissenschaftliche Methoden eingesetzt, wie Verhaltensexperimente und Reaktionszeitmessungen. Aber auch Fragebogenerhebungen spielen eine Rolle, wie etwa bei der Diagnose von Einstellungen, Meinungen und Ursachenzuschreibungen. Eine zweite Forschungsrichtung befaßt sich mit Kommunikation und Interaktion in Dyaden (Zwei-Personen-Verhältnisse), z.B. zwischen Partnern, Mutter und Kind oder Angestellten und Vorgesetzten. Neben der allgemeinen Frage, wie Information zwischen Interaktionspartnern ausgetauscht wird, stehen Entstehungsbedingungen, Eigenschaften und Verlaufsformen besonderer Interaktionsformen, wie interpersonelle Anziehung, Hilfeverhalten oder Aggression im Vordergrund. In diesem Zusammenhang werden vielfältige Methoden verwandt, wie z.B. systematische Verhaltensbeobachtungen, Befragungen oder Feldexperimente. Schließlich widmet sich eine dritte Forschungsrichtung dem Verhalten in und von Gruppen, das sich häufig nicht direkt aus der Kenntnis ihrer Mitglieder vorhersagen läßt (Gruppenverhalten). Beispiele für gruppenspezifische Prozesse mit z.T. erheblichem Einfluß auf das individuelle Verhalten sind Konformitätsdruck, Verhaltensansteckung, die Schaffung von Gruppenidentität (Gruppenbewußtsein) und der Einfluß von Autorität. Die dominante Forschungsmethode in diesem Gebiet ist sozialwissenschaftlich, wesentliche Verfahren sind verbale Daten (z.B. Selbstauskunft), Beobachtung und Analysen von Gruppenstrukturen, sowie globale Ergebnismaße wie die Produktivität einer Gruppe.
Klinische Psychologie
Bei den anwendungsnäheren Fächern befaßt sich die Klinische Psychologie mit Störungen des menschlichen Verhaltens und Erlebens. Eines ihrer Hauptanliegen besteht in der Klassifikation und Erklärung psychischer Störungen. Entsprechend einer häufig angewendeten Klassifikation der American Psychiatric Association, dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders IV, unterscheidet man beispielsweise zwischen Persönlichkeitsstörungen (z.B. die antisozialen Persönlichkeitsstörungen), Angststörungen, affektiven Störungen (z.B. Depression) und schizophrenen Störungen. Die Vorgehensweise der Klinischen Psychologie und ihre Theoriebildung hat weitgehend sozialwissenschaftlichen Charakter, aber auch naturwissenschaftliche Methoden spielen eine Rolle, vor allem, wenn biologische Faktoren thematisiert werden. Bei der Diagnose psychischer Störungen kommen z.B. Verfahren sowohl der Allgemeinen und Biologischen Psychologie (wie etwa Leistungsdiagnostik und elektrophysiologische Messungen) als auch der Differentiellen Psychologie (z.B. Persönlichkeitsfragebögen) zum Einsatz, um Art und Ausmaß der Abweichung im Verhalten von Patienten zu ermitteln. Ein weiteres Anliegen der Klinischen Psychologie besteht in der Behandlung und ggf. der Beseitigung psychischer Störungen durch therapeutische Maßnahmen. Es existieren vielfältige Therapieformen; einige Ansätze entstammen empirischer Forschung (z.B. kognitive Verhaltenstherapie), andere sind eher als Ergebnis der reflektierenden Arbeit einzelner charismatischer Persönlichkeiten anzusehen (z.B. Psychoanalyse, Familientherapie, Gestalttherapie). Neben der Psychotherapie spielt auch die pharmakologische Therapie eine Rolle, vor allem bei schwerwiegenderen Störungen (z.B. Schizophrenie), die im Rahmen der Psychiatrie, einer Teildisziplin der Medizin, behandelt werden. Schließlich befaßt sich die Klinische Psychologie auch mit der Frage, ob und wie psychische Störungen präventiv vermieden werden können, z.B. durch Paar- und Familientherapien oder städtebauliche Maßnahmen.
Neuropsychologie
Die Neuropsychologie beschäftigt sich mit den Störungen des menschlichen Verhaltens und Erlebens, die auf Hirnverletzungen zurückgehen. Die Verletzungen können innerer (z.B. Tumoren oder Schlaganfälle) oder äußerer Natur sein (z.B. Schädelverletzungen durch Unfall) und können mehr oder weniger umgrenzte Teile des Gehirns betreffen. Neuropsychologen untersuchen den Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Hirnschädigungen und den entsprechenden Konsequenzen für Verhalten und Erleben. Beispielsweise führt ein Schaden im hinteren Teil der Großhirnrinde zu Blindheit, wobei Sprache und akustische Verarbeitung intakt bleiben. Die Neuropsychologie liefert also Information darüber, welche Hirnstrukturen für welche psychische Funktionen wichtig sind – Erkenntnisse, die als Ergänzung zu bildgebenden Verfahren wie z.B. funktionaler Kernspintomographie im Rahmen der kognitiven Neurowissenschaft zunehmend an Relevanz für das Verständnis basaler psychischer Funktionsprinzipien gewinnen. Auch die Neuropsychologie befaßt sich mit der Therapie von Störungen. Zu diesem Zweck werden Rehabilitationsmaßnahmen entwickelt (z.B. nichtvisuelle Informationssysteme für Blinde), um die Lebensverhältnisse nach Hirnschädigungen zu verbessern. Dies geschieht in enger Kooperation mit der Neurologie als Teilgebiet der Medizin.
Pädagogische Psychologie
Die Pädagogische Psychologie befaßt sich mit psychologischen Grundlagen der Erziehung und Beratung, des Lehrens und Lernens. Unter Verwendung von Ergebnissen und Modellen aus der Allgemeinen und der Entwicklungspsychologie wird versucht, allgemeine Prinzipien effektiven Lehrens und Lernens zu identifizieren, die dann in pädagogische Programme für Kindergärten, Schulen und Erwachsenenbildung umgesetzt werden können. Aber auch die individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten lernender Personen oder individuelle Lernstörungen werden untersucht, woraus sich eine inhaltliche und methodische Nähe zur Differentiellen und zur Klinischen Psychologie ergibt. Um die Passung von Personfaktoren und Lernumwelten zu optimieren, werden schließlich Instrumente zur Fähigkeits- und Wissensdiagnostik entwickelt und validiert. Vorgehensweise und theoretische Konzepte der Pädagogischen Psychologie sind in hohem Ausmaß an sozialwissenschaftlichen Methoden orientiert, wobei neben Befragungen und Leistungstests auch systematische Verhaltensbeobachtungen (z.B. von Unruhigsein im Unterricht) eingesetzt werden.
Arbeits-, Organisations- und Markt- & Werbepsychologie
Die Arbeitspsychologie, Organisationspsychologie und Markt- & Werbepsychologie beschäftigen sich mit der Rolle des Menschen in der Arbeitswelt, in Organisationen sowie im Wirtschaftsleben. Die Arbeitspsychologie untersucht vor allem die Interaktion arbeitender Menschen mit ihren Arbeitsbedingungen und -inhalten. Neben der korrigierenden Arbeitsgestaltung (z.B. Streßreduktion am Arbeitsplatz) werden auch Aspekte der Mensch-Maschine-Interaktion, wie etwa die ergonomische Qualität von Hardware (z.B. die Bedienungsfreundlichkeit von Maschinen) und Software (z.B. die Nutzerfreundlichkeit von Textverarbeitungssystemen) untersucht. In der Organisationspsychologie geht es u.a. um die Interaktion des Menschen mit größeren sozialen Strukturen, wie z.B. Arbeitsgruppen, Firmen oder internationalen Verbänden. Von Bedeutung sind dabei sowohl die Auswirkungen von Organisationen auf das Individuum (z.B. die Arbeitszufriedenheit) als auch die Einwirkung des Individuums auf Organisationen (z.B. die Leistung einer Arbeitsgruppe). Eng damit verknüpft ist die Markt- & Werbepsychologie, die sich mit dem Verhalten und Erleben der am Marktgeschehen beteiligten Personen befaßt. Dabei geht es u.a. um Kaufverhalten und dessen Zusammenhang mit Werbemaßnahmen. Insgesamt zeichnen sich auch diese wirtschaftspsychologischen Teilbereiche der angewandten Psychologie durch ein weitgehend sozialwissenschaftliches Vorgehen aus, d.h., Befragung und Verhaltensbeobachtung spielen eine große Rolle.
Ausblick
Zum Schluß wollen wir noch auf einige inhaltliche Trends in der Psychologie hinweisen, die sehr wahrscheinlich die nähere Zukunft dieses Fachgebiets prägen werden. In den Grundlagenfächern wie der Allgemeinen Psychologie ist eine, wie uns scheint, irreversible Bewegung in Richtung einer verstärkten Interaktion mit der Neurowissenschaft zu beobachten. Ob sich daraus endgültig die Disziplin der kognitiven Neurowissenschaft als Synergieprodukt herauskristallisiert, bleibt abzuwarten. In jedem Fall scheint jedoch der Allgemeinen Psychologie eine wichtige Brückenfunktion zwischen sozialwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Methoden und Modellen zuzukommen. Ein Trend zur "Vernaturwissenschaftlichung" mit Blick auf Untersuchungsmethoden und Theoriebildung ist auch in anderen Teilbereichen der Psychologie festzustellen, inbesondere in der Entwicklungs- und Sozialpsychologie sowie der Klinischen Psychologie. Durch die altersdemographischen Veränderungen inbesondere der westlichen Gesellschaften haben entwicklungspsychologische Untersuchungen des kognitiven Alterns mit seinen positiven und negativen Aspekten sowie die klinische Analyse von altersabhängigen Erkrankungen (Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit) neuen Auftrieb und vorrangige Bedeutung erhalten. Durch die erhöhte Mobilität heutiger Gesellschaften werden auch sozialpsychologische Analysen von Auswirkungen und Umgang mit kultureller Diversivität, Vorurteilen und Toleranz immer wichtiger. Aus Sicht der Differentiellen und der Pädagogischen Psychologie stellen sich neue, breit diskutierte Probleme der Identifizierung und effektiven Förderung von Talenten und Hochbegabungen. Schließlich sieht sich die Arbeits- und Organisationspsychologie durch die rapiden Veränderungen von Arbeitsformen und der zunehmenden Globalisierung des Wirtschaftslebens vor eine Vielzahl neuer Herausforderungen gestellt.
Lit.:Amelang, M., Bartussek, D.: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Stuttgart 1997. Comer, R.J.: Klinische Psychologie. Heidelberg 1995. Gage, N.L., Berliner, D.L.: Pädagogische Psychologie. Weinheim 1996. Gazzaniga, M.S., Ivry, R.B., Mangun, G.R.: Cognitive Neuroscience: The Biology of Mind. New York 1998. Oerter, R., Montada, L. (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. Weinheim 1995. Pinel, J.P.J.: Biopsychologie. Heidelberg 1997. Prosiegl, M.: Neuropsychologische Störungen und ihre Rehabilitation. München 1998. Rosenstiel, L.v.: Grundlagen der Organisationspsychologie. Stuttgart 2000. Spada, H. (Hrsg.): Lehrbuch der Allgemeinen Psychologie. Bern 1992. Stroebe, W., Hewstone, M, Stephenson, G.M.: Sozialpsychologie: Eine Einführung. Berlin 1997. Zimbardo, P.G., Gerrig, R.J.: Psychologie. Berlin 1999.
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