Lexikon der Neurowissenschaft: Rindenfelder
Rindenfelder, Rindenareale, Rindenzentren, Cortexareale, corticale Areale, Großhirnareale, Hirnrindenfelder, Brodmann-Areale, cytoarchitektonische Felder, Ecortical areas, cytoarchitektonisch und funktionell abgrenzbare Areale auf der Großhirnrinde, die auf dem 1909 von K. Brodmann veröffentlichten Standardwerk "Vergleichende Lokalisationslehre der Großhirnrinde" basieren. Brodmann stellte fest, daß sich einzelne Rindenbereiche in ihrem zellulären Aufbau auffallend unterscheiden. Beim Menschen hat er auf diese Weise 47 Areae unterschieden. Cytoarchitektonische Hirnrindenkarten gibt es auch von C. und O. Vogt, C. v. Economo, G.N. Koskinas und S.A. Sarkissow. Der überragende Erfolg der Brodmannschen Karten ist jedoch darin begründet, daß sie mit verschiedenen später von anderen Forschern vorgelegten funktionellen Karten der Hirnrinde übereinstimmten und eine enge Beziehung zwischen Struktur und Funktion im Gehirn belegten. So kann man z.B. folgende Zuordnungen zwischen den Areae nach Brodmann und funktionell charakterisierten Hirnrindengebieten treffen: Area 1, 2, 3: somatosensorischer Cortex; Area 4: Motorcortex; Area 6, 8: prämotorischer Cortex; Area 17, 18, 19: visueller Cortex; Area 22, 39, 40: Wernicke-Areal; Area 41, 42: auditorischer Cortex; Area 44, 45: Broca-Areal. Die Zuordnung von Körperteilen zu den Arealen kann z.B. in einem Jasper-Penfield-Schema graphisch dargestellt werden und stellt sich topographisch als motorischer Homunculus auf dem Gyrus praecentralis und als somatosensorischer Homunculus auf dem Gyrus postcentralis dar. – Diese strenge Lokalisation von Funktionen kann heute nicht mehr für jedes Rindenfeld aufrecht erhalten werden. Die assoziativen Rindenfelder (Assoziationscortex) besitzen eine größere funktionelle Plastizität als die primären Rindenfelder. In der vergleichenden Neuroanatomie ergaben sich Schwierigkeiten, die Brodmannschen Areale der menschlichen Großhirnrinde auf die lissencephalen Gehirne von Tieren mit unterschiedlichen Spezialisierungen zu übertragen, so daß heute funktionell geprägte Bezeichnungen für die Rindenfelder bei Gehirnen von Tieren üblich sind. Die wichtigsten dieser Kurzbezeichnungen sind M für Motorcortex, S für somatosensorischer Cortex und V für visueller Cortex; Zahlen geben an, ob es sich um ein primäres (I), sekundäres (II) oder tertiäres (III) Cortexareal handelt. Für jedes Tier läßt sich eine artspezifische Hirnkarte der Rindenfelder aufstellen.
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