Lexikon der Neurowissenschaft: Säule
Säule, Columna, Columne, Kolumne, Ecolumn, vertikal ausgerichtete Ansammlung von Nervenzellen, die meist gemeinsame Eigenschaften aufweisen. 1) Die Säulen im Rückenmark entsprechen dessen grauer Substanz in der Längsausdehnung vom verlängerten Mark bis maximal zum Lendenbereich. Die graue Substanz wird in eine Vordersäule, eine Seitensäule und eine Hintersäule gegliedert. Die Vordersäule (Vorderhorn) enthält die motorischen Wurzelzellen. Die Hintersäule (Hinterhorn) ist Schaltstation für aufsteigende Bahnen (Clarke-Säule). 2) Im Cortex bezeichnen Säulen solche Ansammlung von Neuronen, die sich von der Oberfläche des Gehirns in Richtung weiße Substanz nach innen erstrecken und dabei funktionell zusammenarbeiten. Die Hirnrinde (Neocortex) ist auf diese Weise in vertikale Bündel, bestehend aus übereinander geordneten Nervenzellen, die jeweils eine funktionelle Einheit (funktionelle Säule) bilden, organisiert. Jede Säule hat einen Durchmesser von etwa 0,2 mm. Die Säulen können als Produkt der Radialglia-Anlage interpretiert werden, welche eine säulenartige Anordnung der an einem Gliafortsatz während der Ontogenese des Nervensystems aufsteigenden Neuroblasten bewirkt. Die Area 17 des Rhesusaffen enthält z.B. 2,5 bis 3 Millionen Säulen. – Die corticalen Säulen sind verantwortlich für die Verarbeitung einzelner Signalelemente. So sind die Neurone einer Säule z.B. für eine bestimmte sensorische Modalität oder für die Lage eines rezeptiven Feldes, einer bestimmten Bewegungsempfindlichkeit oder einer Orientierungspräferenz zuständig. Säulen sind in primären Rindenfeldern, wo sie Orientierungssäulen heißen, besonders gut ausgebildet, finden sich aber in allen Cortexarealen und sind der grundlegende Baustein seiner funktionellen Organisation. Besonders bekannt und wichtig für das sterische Sehen sind die Augendominanzsäulen im visuellen Cortex. 3) Auch bei Wirbellosen spricht man von Säulen, z.B. im visuellen System von Insekten (Lamina gangionaris, Lobula).
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