Lexikon der Neurowissenschaft: Scolopidium
Scolopidiums [von griech. skolops = Pfahl], Skolopidium, Scolopidialsensillum, stiftführende Sensille, E scolopidium, nur bei Krebstieren und Insekten auftretende mechanorezeptive Einheit, die sich von einer Haarsensille ableitet, bei der die cuticuläre Borste unterdrückt ist. Ein Scolopidium setzt sich in charakteristischer Weise ähnlich wie ein Haar aus genau festgelegten Zelltypen zusammen. Die eigentliche Sinneszelle besitzt einen langgestreckten Dendriten, der eine modifizierte Cilie ohne zentrale Filamente darstellt. Diese geht an ihrer Spitze in einen Tubularkörper über, der durch mechanische Verformung der eigentlichen Reizaufnahme dient. Es handelt sich hier um eine cytoplasmatische Verdichtung zwischen den Mikrotubuli. Distal liegt diesem Tubularkörper eine Kappenzelle (trichogene Zelle) auf, die eine elektronenoptisch dichte Substanz abscheidet. Der gesamte Dendrit wird von einer Stützzelle (Stiftzelle) umhüllt, die um den distalen Cilienbereich etwa 6 cuticuläre Spangen in Längsrichtung abscheidet. Diese bilden zusammen mit der Kappe den nach lichtmikroskopischen Beobachtungen benannten "Stift" (Scolops). Proximal umgibt den Dendriten eine weitere Hüllzelle (Perineuralzelle). Eine weitere Zelle umhüllt das eigentliche Perikaryon der Sinneszelle. Ein Scolopidium enthält meist 2-3 solcher Sinneszellen, deren distale Dendritencilien in einem gemeinsamen Stift münden. – Scolopidien bilden auf verschiedene Weise komplexe Mechanorezeptoren (Scolopidialorgane; siehe Abb. ). Mehrere Scolopidien können zwischen zwei Cuticulabereichen als sog. Chordotonalorgane aufgespannt sein und deren gegenseitige Biegung messen. Solche Organe dienen als Propriorezeptoren, können aber auch als Vibrationsmesser fungieren (Subgenualorgane). Wenn die Scolopidien bei einer solchen Aufhängung einen langen Terminalstrang aufweisen, bezeichnet man sie als amphinematisch, wenn dieser fehlt, als mononematisch. In anderen Scolopidialorganen stehen die Scolopidien mit Membranen in Verbindung, die zwischen Tracheensäcken aufgespannt sind (Tympanalorgane), sie dienen dann als Gehörorgane. Das Johnston-Organ in der Antennenbasis der Insekten ist ebenfalls aus Scolopidien aufgebaut, die in großen Feldern angeordnet sind. Es hat vielfältige Eigenschaften und kann der Messung von Fluggeschwindigkeit, Körperlage, Vibrationen und Schall dienen. Mechanorezeptoren.
Scolopidium
1 Nach elektronenmikroskopischen Befunden entwickeltes Schema eines Scolopidialorgans. 2 Schema eines Chordotonalorgans mit amphinematischen Scolopidien.
Ax Axon der Sinneszelle, Cs Ciliarstruktur, cS cuticulare Spange, Cu Cuticula, dB distaler Basalkörper, De Dendrit der Sinneszelle, Ep Epidermis, Kz Kappenzelle, Lg Ligament, Li innerer Liquorraum, pB proximaler Basalkörper, Pe Zelle des Perineuriums, Sc Scolops, Si Sinneszelle, Sk Stiftkopf, Sn Scolopalnerv, St Stiftzelle, Te Terminalstrang, Tk Tubularkörper, Wf "Wurzel"filament.
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