Lexikon der Neurowissenschaft: Subcommissuralorgan
Subcommissuralorgans [von latein. sub = unter, commissura = Verbindung],Organum subcommissurale, Subkommissuralorgan, Abk. SCO,E subcommissural organ, eine zu den circumventrikulären Organen gehörende sekretorische Struktur, die bei allen Wirbeltierklassen nachgewiesen wurde. Das Subcommissuralorgan liegt unter der Commissura posterior unmittelbar vor dem Tectum und hinter der Epiphyse am Übergang des Ventriculus tertius zum Aquaeductus Sylvii. Der Struktur nach handelt es sich um einen speziell differenzierten Ependym-Bereich, dessen zylindrische Zellen (Tanicyten) mehrreihig angeordnet sind und von Gliazellen unterlagert werden. Die Ependymzellen sind untereinander durch tight junctions verbunden, so daß das Subcommissuralorgan im Vergleich zu den anderen circumventrikulären Organen durch die Blut-Hirn-Schranke abgegrenzt wird. Das Sekretionsprodukt des Subcommissuralorgans wird in den Ventrikel abgegeben, durch den Cilienschlag der Ependymzellen in den Zentralkanal getrieben und kondensiert zu einem homogenen Sekretstrang, dem Reissner-Faden. Dieser durchspannt in caudaler Richtung die inneren Liquorräume und den Zentralkanal des Rückenmarks (sofern dieser nicht obliteriert ist) und wird an dessen Ende resorbiert. Im Tierexperiment wurde gezeigt, daß nur ein Teil des vom Subcommissuralorgan ausgeschiedenen Sekrets zum Reissner-Faden kondensiert; der andere Teil bleibt in der Cerebrospinalflüssigkeit gelöst. Unter bestimmten, pathologischen Bedingungen (z.B. Hydrocephalus bei Ratten) bildet das Subcommissuralorgan ausschließlich lösliche Sekretmoleküle. Bei einigen Säugern einschließlich dem Menschen wird es embryonal angelegt, dann aber zurückgebildet. Auch beim erwachsenen Menschen konnte mit Hilfe immunologischer Methoden eine bisher nicht bekannte Drüsenaktivität nachgewiesen werden. Die sekretierten Glykoproteine bleiben allerdings löslich und bilden keinen Reissner-Faden. Die Funktion des Subcommissuralorgans und des Reissnerschen Fadens ist noch unklar. Sie wird in Verbindung mit der Modulation der molekularen Zusammensetzung des Liquors, mit Exkretionsfunktionen und auch mit Differenzierungsvorgängen während der Entwicklung des menschlichen Gehirns diskutiert.
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