Lexikon der Neurowissenschaft: Thyreoliberin
Thyreoliberins [von griech. thyreos = Schild, latein. liber = frei], Thyroliberin, Thyreotropin-Freisetzungshormon, Protirelin, Pyroglutamyl-histidyl-prolinamid(Pyr-His-Pro-NH2), Ethyreotropin releasing hormone (Abk. TRH), Hypothalamus-Hormon (Hypothalamus), das die Freisetzung von Thyreotropin aus der Adenohypophyse stimuliert. Unter dem Einfluß von Thyreotropin produziert die Schilddrüse dann Thyroxin und Triiodthyronin. Triiodthyronin koppelt zur Hypophyse und in untergeordnetem Maß wohl auch zum Hypothalamus zurück, so daß die Thyreotropin-Sekretion ausbalanciert ist. Ob unter physiologischen Bedingungen TRH auch die Prolactin-Sekretion stimuliert, ist unklar. – Neben seinen hormonalen Funktionen wirkt TRH als Neuropeptid. Es leitet sich aus dem Prä-Pro-Thyreoliberin ab, das wahrscheinlich gleichzeitig Vorläufermolekül für weitere Neuropeptide ist. Neben hypothalamischen Bildungsorten (Nucleus paraventricularis, Nucleus suprachiasmaticus, dorsomedialer Nucleus usw.) finden sich TRH-synthetisierende Neurone in verschiedenen Regionen des Hirnstamms (Raphekerne, Formatio reticularis, zentrales Grau des Mesencephalons, verlängertes Mark usw.), des limbischen Systems (Bulbus olfactorius, Septum) und auch in thalamischen Strukturen (Nucleus reticularis thalami). TRH-Rezeptoren finden sich in großer Dichte in verschiedenen limbischen Strukturen (Bulbus olfactorius, Amygdalae, Gyrus dentatus des Hippocampus, entorhinaler Cortex), in verminderter Dichte im Hypothalamus und verschiedenen Hirnstammkernen, aber auch im Neocortex und den Basalganglien. Zentralnervös vermittelt führt TRH im Tierversuch zu erhöhter lokomotorischer Aktivität und bestimmten Verhaltensweisen wie Kaubewegungen, Pfotenlecken usw. Es erhöht den vagalen Einfluß (Vagus) auf die Magensäuresekretion und Magenmotilität und führt bei direkter Gabe in den Nucleus suprachiasmaticus zu Phasenverschiebungen des circadianen Rhythmus. Depressionen können beim Menschen mit erhöhten TRH-Spiegeln in der Cerebrospinalflüssigkeit und einer verminderten sekretorischen TSH-Antwort auf TRH-Stimulation einhergehen. Hinweise bestehen, daß bei Alzheimerpatienten (Alzheimer-Krankheit) durch TRH-Gaben Gedächtnisleistungen verbessert werden können. – TRH wird klinisch zur Schilddrüsenfunktionstestung eingesetzt: Kommt es nach Applikation von Thyreoliberin zu einem Anstieg von Thyreotropin im Blut, so liegt die bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vorliegende Fehlfunktion im Hypothalamus. Kommt es nicht zu einer Konzentrationserhöhung von Thyreotropin im Blut, so liegt eine Fehlfunktion der Hypophyse vor.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.