Lexikon der Neurowissenschaft: Tollkirsche
Tollkirsche, Atropa, E deadly nightshade, vom südlichen Europa bis zum Himalaya verbreitete Gattung der Nachtschattengewächse mit fünf Arten. Bekannteste Art ist die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna; siehe Abb. ). Die Frucht ist eine schwarz glänzende, fast kirschgroße, vielsamige Beere. Sie enthält, wie auch die Blätter und das Rhizom der Pflanze, reichlich Alkaloide (Tropanalkaloide). Hauptwirkstoffe sind Hyoscyamin und das qualitativ gleichartige Atropin. Während in der Frucht das Atropin vorherrscht, überwiegt in den Blättern das Hyoscyamin. Sie wirken sowohl zentral erregend als auch peripher lähmend. In Abhängigkeit von der aufgenommenen Dosis sind zu beobachten: allgemeine Erregung, psychomotorische Unruhe, Rededrang, Euphorie bis hin zu Verwirrungszuständen mit Sinnestäuschungen sowie Tobsuchtsanfälle und Krämpfe; danach Lähmungen und narkoseähnlicher Schlaf, der zum Tod durch Atemlähmung führen kann. Mit diesen Symptomen einher geht eine starke und lang anhaltende Pupillenerweiterung mit Sehstörungen ( siehe Zusatzinfo ). Schon der Genuß von 2 Früchten kann zu schweren Vergiftungserscheinungen führen.
Tollkirsche
Atropa belladonna
Tollkirsche
In früheren Zeiten träufelten sich Frauen den Saft der Beeren in die Augen, um diese groß und glanzend erscheinen zu lassen ("bella donna" = schöne Frau). Ihre erregende, berauschende Wirkung machte die Tollkirsche zudem zu einem der wichtigsten Bestandteile mittelalterlicher Hexensalben. Ärzte verwendeten sie als Betäubungsmittel. Heute wird die Tollkirsche für pharmazeutische Zwecke feldmäßig angebaut. Aus ihr werden Pupillen und (Herzkranz-)Gefäß-erweiternde sowie krampflösende Medikamente und Mittel zur Narkose-Vorbereitung hergestellt. Atropin ist auch ein wichtiges Gegengift bei einer Reihe verschiedener Vergiftungen.
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