Lexikon der Neurowissenschaft: Universalgrammatik
Universalgrammatik w [von latein. universalis = das Ganze betreffend], Euniversal grammar, 1) Gattung grammatischer Werke, die besonders im 17. und 18. Jh. weit verbreitet waren und beanspruchten, das allen existierenden Sprachen notwendig Gemeinsame der Wort- und Satzarten zu beschreiben und auch philosophisch (und später psychologisch) zu begründen, z.B. die "Grammatik von Port Royal" von A. Arnauld und C. Landelot (1660). Argumentiert wurde entweder mit allgemeinen Notwendigkeiten des Denkens und Urteilens in der Tradition von Aristoteles oder apriorisch aus dem Begriff der Sprache und des Verstehens oder aufgrund empirischer Vergleiche der Einzelsprachen. 2) die genetisch determinierten, biologischen Grundlagen des Spracherwerbs im von A.N. Chomsky geprägten Paradigma der Generativen Grammatik oder Transformationsgrammatik; die Basis des angeborenen Spracherwerbsmechanismus, aufgrund dessen ein Kind in der Lage ist, relativ schnell die komplexe Grammatik (Syntax) einer – genauer: prinzipiell jeder – natürlichen Sprache zu erlernen. Danach wird die einzelsprachliche Syntax durch eine Fixierung der Parameter erworben, d.h., durch die Aktualisierung der einzelsprachlichen Regeln und Beschränkungen wird auf der Basis der Universalgrammatik die spezifische Einzelgrammatik ausgebildet. Kritiker sprechen hier nicht von einer Reifung, sondern von einer Prägung bzw. von Lernprozessen (Lernen), die sich auch anders, z.B. im Rahmen von neurocomputationalen Modellen (neuronale Netze) erklären lassen. Postuliert wird, daß alle Einzelsprachen generelle Eigenschaften (Universalien) besitzen. Diskutiert wird auch, ob es semantische und pragmatische Universalien gibt, nicht nur syntaktische (Semantik, Tab.).
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