Lexikon der Neurowissenschaft: Vogt
Vogt, 1)Oskar Georg, deutscher Neuroanatom und Psychiater ( siehe Abb. ), *6.4.1870 Husum, †31.7.1959 Freiburg i.Br.; nach Abschluß des Medizinstudiums Arbeit bei O. Binswanger an der Psychiatrischen Klinik in Jena, ab 1894 bei A. Forel an der Nervenklinik in Burghölzli bei Zürich. Hier schuf Vogt Grundlagen für die wissenschaftliche Hypnose-Forschung. Durch Arbeiten in der Schule von J.M. Charcot und bei J.J. Déjerine in Paris orientierte er sich ab 1897 auf die neuroanatomischen Grundlagen der Hirntätigkeit. Zusammen mit seiner Frau Cécile Vogt (s.u.) vertiefte er die von P. Flechsig gewonnenen Erkenntnise über die Myelinisierung. Ab 1898 begannen sie in der mit eigenen Mitteln gegründeten "Neuro-Biologischen Zentralstation" in Berlin mit einer breiten architektonischen Hirnforschung (zusammen mit K. Brodmann), wobei sie die anatomischen Untersuchungen durch reizphysiologische Experimente an der Großhirnrinde ergänzten. 1913 wurde Vogt zum Professor ernannt, 1925 erhielt er den Auftrag, in Moskau ein Hirnforschungsinstitut zur Erforschung des Gehirns von Lenin einzurichten. 1930 kehrte er mit seiner Frau nach Berlin zurück. Dort errichteten sie in Berlin-Buch das zu jener Zeit umfangreichste Hirnforschungsinstitut der Welt. 1935 wurde Vogt wegen seiner antifaschistischen Gesinnung entlassen. Er schuf jedoch in Neustadt im Schwarzwald aus privaten Mitteln und Spenden ein neues "Institut für Hirnforschung und allgemeine Biologie", in dem er und seine Frau 1937 ihre intensive Forschungstätigkeit fortsetzten. Bei der Suche nach dem materiellen Substrat der Geisteskrankheiten formulierte er die Theorie der Pathoklise. Werke (Auswahl): "Die Markreifung des Kindergehirns während der ersten vier Lebensmonate" (1904), "Allgemeine Ergebnisse unserer Hirnforschung" (mit C. Vogt, 1919), "Das Zentralnervensystem. Die Grundlagen und die Teildisziplinen" (mit C. Vogt, 1928), "Der heutige Stand der cerebralen Organologie und die zukünftige Hirnforschung" (Anat. Anz. 1943). 2)Cécile, geb. Mugnier, französisch-deutsche Hirnforscherin ( siehe Abb. ), *27.3.1875 Annécy (Hochsavoyen), †4.5.1962 Cambridge (U.K.). Sie studierte ab 1893 in Paris Medizin und arbeitete bei Pierre Marie über die makroskopische Pathologie des Zentralnervensystems. 1899 heiratete sie Oskar Vogt, zog mit ihm nach Berlin und widmete sich dort vollauf der Hirnforschung (siehe oben).
O.G. Vogt
C. Vogt
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