Lexikon der Neurowissenschaft: Vorurteil
Vorurteil s,Eprejudice, Gefühlsreaktion des Menschen gegenüber Mitgliedern anderer Gruppen, die lediglich durch Meinungen (Stereotype) über diese Gruppe begründet ist, die nicht auf Erfahrungen, sondern auf Generalisierung von Ansichten beruhen. Zum Vorurteil werden diese Stereotype, wenn sie mit Bewertungen verknüpft werden, die zu emotionalen Reaktionen führen (Emotionen); insbesondere in Konfliktsituationen können diese Vorurteile zur Diskriminierung führen. Da die Fähigkeit zur Verarbeitung von Informationen beschränkt ist, erfordern bei unerfahrenen Individuen sowohl die Flut an einstürmenden Informationen als auch mangelnde Eigenerfahrungen und mangelnde fundierte Kenntnisse die Übernahme von Beurteilungen von anderen Menschen, vor allem von vertrauten Interaktionspartnern. Stereotype scheinen weitgehend erlernt zu sein (Lernen). Werden solche Stereotype als Komplexe von Eigenschaften bestimmten Gruppen zugeordnet, bilden sie die Grundlage für sowohl positive als auch negative Vorurteile ( siehe Zusatzinfo ).
Vorurteil
Die Neigung, Fremdgruppen abzuwerten (Xenophobie), wurde kulturübergreifend gefunden, so daß biologisch begründete Mechanismen angenommen werden. Die in diesem Zusammenhang zu beobachtenden Reaktionen, bei denen Argumente, die das jeweilige Vorurteil bekräftigen, aufmerksam wahrgenommen und im Gedächtnis gespeichert werden, während Argumente, die seine Aussagekraft in Frage stellen, abgewertet oder ignoriert werden, sprechen für eine unter evolutionären Gesichtspunkten günstige Verhaltensweise zur Abgrenzung der eigenen Gruppe von Fremden – ein Beispiel für selektive Wahrnehmung. Diese für den frühen Menschen, der in kleinen, geschlossenen Sozialverbänden lebte, durchaus existentielle Anpassung bedarf unter den Lebensbedingungen des heutigen Menschen einer in der Sozialisation erlernten kognitiven Kontrolle (Kognition), da sie ihre ursprünglich biologisch sinnvolle Basis verloren hat.
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