Lexikon der Neurowissenschaft: Wiederaufnahme
Wiederaufnahme, Rückbindung, Rückspeicherung, Reuptake, Ereuptake, Mechanismus der Inaktivierung von Neurotransmitter-Substanzen, bei dem hochaffine Transportmoleküle den Transmitterrücktransport mit Bindungskonstanten von 25 μM oder kleiner aus dem synaptischen Spalt in die Nervenendigung vermitteln. Die Wiederaufnahme ist die verbreiteste Art der Transmitterbeseitigung (neben Diffusion und enzymatischem Abbau), entsprechende Mechanismen wurden zuerst für Noradrenalin, Dopamin und Serotonin, später auch für die Aminosäuretransmitter Glutaminsäure, GABA (γ-Aminobuttersäure), Glycin und die Transmittervorstufe Cholin beschrieben. Die meisten der gefundenen Transportmoleküle sind Carrier für niedermolekulare Neurotransmitter, weisen 12 membrandurchspannende Bereiche auf und sind in den extrazellulären Bereichen glykosyliert. Sie arbeiten in Abhängigkeit von elektrochemischen Na+-Gradienten und beziehen ihre Energie aus ATP (Adenosintriphosphat). So erfolgt z.B. die Wiederaufnahme von Glutamat, GABA, Noradrenalin oder Cholin gegen einen beachtlichen Konzentrationsgradienten unter dem gleichzeitigen Transport (Cotransport) von Na+-Ionen, die ihrem elektrochemischen Gradienten folgen. Diese Wiederaufnahmeprozesse sind durch Psychopharmaka beeinflußbar bzw. ganz blockierbar (Reuptake-Blockade), z.B. stoppt Cocain die Aufnahme von Noradrenalin bzw. Serotonin ( siehe Zusatzinfo ).
Wiederaufnahme
Klinische Verwendung finden u.a. die aktivitätssteigernden Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), z.B. Fluoxetin und Fluvoxamin. Das Ausmaß der Reuptake-Blockade ist bei verschiedenen, als Antidepressiva eingesetzten Substanzen sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Jedoch kann der antidepressive Effekt nur teilweise mit der Reuptake-Blockade erklärt werden, u.a. da neuere Substanzen, z.B. Mianserin, bei guter klinischer Wirksamkeit die Neurotransmitteraufnahme nicht unterdrücken. Außerdem setzt die Wiederaufnahmehemmung bereits kurz nach der Applikation, der antidepressive Effekt aber erst nach Tagen bis Wochen ein. Heute vermutet man einen regulativen Eingriff der Antidepressiva in die zentrale noradrenerge und serotoninerge Neurotransmission, etwa in Form von Veränderungen der Rezeptordichte nach der Herabsetzung der Transmitterkonzentration im synaptischen Spalt und einer gleichzeitigen direkten Rezeptorblockade. MAO-Hemmer.
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