Lexikon der Neurowissenschaft: Zelladhäsionsmoleküle
Zelladhäsionsmoleküle [von latein. cella = Behältnis, adhaesio = Anhaften], Adhäsine,Ecell adhesion molecules (Abk. CAMs), Zelloberflächen-Glykoproteine, welche mit Molekülen auf anderen Zellen oder Molekülen der Extrazellulärmatrix interagieren, und auf diese Weise Zell-Zell-Adhäsion (Zelladhäsion) oder Substrat-Zell-Adhäsion (Substratadhäsionsmoleküle) vermitteln. Solche Adhäsionsvorgänge sind bedeutsam für die Embryogenese (Ontogenese des Nervensystems), für die Bildung und den Erhalt von Geweben (Histogenese) und Organen (Organogenese), für Zell-Zell-Erkennung (daher werden sie auch als Zellerkennungsmoleküle bezeichnet), für das Verhalten von Blutzellen bei Entzündung und die Bindung von Lymphocyten in bestimmten Geweben (E homing). Zelladhäsionsmoleküle spielen außerdem eine wichtige Rolle bei der Wechselwirkung zwischen Immunzellen und Tumor-Zellen. Aufgrund ihrer Struktur werden die Zelladhäsionsmoleküle in sechs Klassen eingeteilt: 1) IgCAMs, z.B. NCAM und L1; 2) Cadherine, z.B. E-Cadherin, N-Cadherin und Cadherin-verwandten neuronale Rezeptoren; 3) Integrine, z.B. LFA-1 und Fibronectin-Rezeptor (Fibronectin); 4) Selectine, z.B. E-Selectin, L-Selectin und P-Selectin; 5) H-CAMs, z.B. CD44 und Hyaluronsäure-Rezeptor; 6) sonstige Zelladhäsionsmoleküle, z.B. Neurotactin. – Zelladhäsionsmoleküle im Nervensystem werden als neuronale Zelladhäsionsmoleküle bzw. neurale Zelladhäsionsmoleküle bezeichnet (neurale Adhäsionsmoleküle). Hier sind z.B. IgCAMs bei der Wegfindung (axon guidance) und beim Sortieren von Axonen sehr wichtig (Fasziklin II, NCAM). IgCAMs und Cadherine sind außerdem im erwachsenen Organismus an synaptischer Plastizität beteiligt. In Drosophila melanogaster wird das Integrin Volado für das olfaktorische Kurzzeitgedächtnis benötigt.
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