Lexikon der Neurowissenschaft: Zwillingsforschung
Zwillingsforschung w, Zwillingsmethode, Etwin research, Forschungsgebiet, das mit Hilfe der Analyse von Zwillingen die Konstanz von Merkmalen sowie den Einfluß von Erbgut (Gen) und Umwelt auf bestimmte Merkmale untersucht. Die Zwillingsforschung ist vor allem eine Methode der Human-Genetik, in der andere experimentelle Vorgehensweisen, wie z.B. das Umsetzen des Organismus in eine bestimmte Umwelt, nicht möglich sind. Die Unterscheidung von eineiigen Zwillingen und zweieiigen Zwillingen ist anhand des Übereinstimmungsgrades von Merkmalen möglich; eineiige Zwillinge sind genetisch identisch, während bei zweieiigen Zwillingen Aufspaltungsverhältnisse und Übereinstimmungswahrscheinlichkeiten wie bei normalen Geschwistern vorliegen. Durch Vergleich von zweieiigen Zwillingen, eineiigen Zwillingen in gleicher Umwelt und eineiigen Zwillingen in verschiedener Umwelt können die oben genannten Fragestellungen untersucht werden. Z.B. kann die Konkordanz bzw. Diskordanz der Fälle bei Vergleich verschiedener Zwillingspärchen Aufschluß darüber geben, ob die Anfälligkeit gegenüber bestimmten Krankheiten erblich bedingt ist (Erbkrankheiten). Für viele psychische Störungen wurden durch Zwillingsstudien Erbfaktoren als wesentlich (wenn auch durch soziale Einflüsse modifizierbar) erkannt, z.B. verschiedene depressive und manische Störungen, Schizophrenien und manche Angststörungen. Ferner werden Zwillingsuntersuchungen zur Erforschung des Einflusses von Genen und Umwelt auf Verhalten, Intelligenz und Persönlichkeit (Persönlichkeit und Personalität) eingesetzt. Die Ergebnisse solcher Studien müssen jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. Bei der Untersuchung von bei der Geburt getrennten Zwillingen, die bei verschiedenen Adoptiveltern aufgewachsen sind, darf z.B. nicht angenommen werden, daß die Umweltbedingungen völlig zufällig gestreut und daher vernachlässigbar sind, da Adoptiveltern strengen Kriterien genügen müssen, um zur Adoption zugelassen zu werden. Anlage-Umwelt-Kontroverse.
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