Lexikon der Optik: Astrograph
Astrograph, Linsenfernrohr (Fernrohr) für photographische Himmelsaufnahmen. Als A. in erweitertem Sinne bezeichnet man jedes photographisch benutzte Linsenfernrohr, im engeren Sprachgebrauch versteht man darunter ein Fernrohr mit einem Spezialobjektiv größerer Lichtstärke (Öffnungsverhältnis etwa 1:6 bis 1:4), das für ein größeres Bildfeld (Winkelausdehnung größer als 5°) einen guten Korrektionszustand aufweist. Als Astrographenobjektive finden Triplets (nach H. D. Taylor), Vierlinser (nach F. E. Ross, A. Sonnefeld) und Fünflinser Anwendung. An die Objektive werden je nach Aufgabe hohe Anforderungen in bezug auf Verzeichnungs- und Komafreiheit gestellt. Letztere ist z.B. wichtig bei photometrischen Untersuchungen, da bei unrunden und unsymmetrischen Sternbildern keine hohe Photometriergenauigkeit erzielt werden kann. Die Abb. zeigt einen der bekannten Astrovierlinser nach Sonnefeld mit 400 mm freier Öffnung und 2 m Brennweite (Öffnungsverhältnis 1:5). Dieses Objektiv ist aus dem Triplet durch Aufspaltung der ersten Linse hervorgegangen. Die letzte Linsenfläche ist asphärisch deformiert, wodurch eine sehr vollkommene Beseitigung der sphärischen Zonenfehler erreicht wird. Die Größe des scharf ausgezeichneten Bildfeldes beträgt etwa 15°, die Verzeichnung in diesem Bildfelde nur etwa 0,02%. Bei den Fünflinsern wird in den äußeren Teilen des Bildfeldes eine noch bessere Korrektur der Koma erreicht.
Bei Astrographenobjektiven wird die chromatische Korrektion der spektralen Empfindlichkeit der photographischen Schicht angepaßt. Man läßt z.B. die Schnittweiten für die Wellenlängen 385 und 460 nm zusammenfallen. Die chromatische Differenz der sphärischen Aberration ist bei Vierlinsern gegenüber Dreilinsern erheblich geringer. Für visuelle Einstellungen sind Astrographenobjektive nicht brauchbar. Die genaue Fokussierung muß deshalb durch Kontrollaufnahmen erfolgen.
Astrograph: Astrovierlinser nach Sonnefeld (Objektseite links)
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