Lexikon der Optik: Aubert-Phänomen
Aubert-Phänomen, Abweichungen der gesehenen von der physikalischen Vertikalen bei seitlicher Kopfneigung. Das Phänomen wurde 1861 von Aubert und später von zahlreichen Nachuntersuchern beschrieben, die hinsichtlich der Abweichungsrichtung in Abhängigkeit von den Versuchsbedingungen und individuellen Eigentümlichkeiten der Versuchspersonen zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangten. Nach Müller (1916) wurde für den von Aubert beobachteten Effekt einer Neigung der Vertikalen entgegengesetzt zur Kopfneigung die Bezeichnung A-Phänomen eingeführt, für den seltener beobachteten gegenteiligen Effekt der Neigung nach der Seite der Kopfneigung hingegen die Bezeichnung E-Phänomen.
Einflüsse von Kopf- und Körperhaltung auf die phänomenale Vertikale treten anscheinend unter allen Bedingungen auf, sie verstärken sich aber bei gelockerter Reizbindung durch Einschränkung des Gesichtsfeldes oder auf andere Weise, z.B. bei Gleichförmigkeit des Gesichtsfeldes bei Dunkelheit. Die Schrägstellung kann beim A-Phänomen bis zu 50° betragen. Sie wächst mit der Kopfneigung, bei gemeinsamer Neigung von Kopf und Rumpf bis zu 160°. In dieser Stellung ist die Lokalisationsunsicherheit besonders hoch. Bei stärkerer Neigung nimmt die Ausprägung des A. wieder ab. Das A. hängt in komplizierter Weise von den äußeren Bedingungen ab, z.B. vom zeitlichen Verlauf der Beleuchtung.
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