Lexikon der Optik: Bewegungstäuschungen
Bewegungstäuschungen, Scheinbewegungen, die im Unterschied zu physikalisch ausgelösten und infolge direkter Reizeinwirkung wahrgenommenen Bewegungen eine Bewegung nur vortäuschen. Bei B. handelt es sich stets um eine Überlagerung physiologischer und psychischer Effekte. Zu ihnen gehören das Pulfrich-Phänomen, der stroboskopische Effekt u.a.
Das Staketenphänomen ist eine B., die bei einer Bewegung des Beobachters vor einem doppelreihigen Staketenzaun oder vor zwei gleichartigen Gittern auftritt. Es bewegen sich an den Zäunen bzw. Gittern dunkle Streifen, die mit hellen Zwischenräumen abwechseln, in Bewegungsrichtung des Beobachters. Der Effekt ist in der Rasteroptik (rasteroptische Erscheinungen) angewendet worden. Die scheinbare Bewegung der Streifen beruht ähnlich wie bei der Kinematographie auf der Trägheit der optischen Wahrnehmung.
Das Bewegungsnachbild, auch Nachbewegung oder Bewegungssukzessivkontrast genannt, entsteht, wenn nach längerer Beobachtung einer in einer Richtung verlaufenden Bewegung plötzlich ein ruhendes Bild dargeboten wird. Es wird dann eine Scheinbewegung wahrgenommen, die der ursprünglichen Bewegung entgegengerichtet und auf eine Umkehrung der zur Aufrechterhaltung der Konstanzphänomene erforderlichen aktiven sensomotorischen Sinnesleistungen zurückzuführen ist.
Die Gammabewegung ist eine B., die beim kurzzeitigen Darbieten eines Objektes wahrgenommen wird. Man sieht das Objekt mit einer Ausdehnungsbewegung erscheinen und mit einer Zusammenziehbewegung verschwinden.
Eine Kontrastbewegung oder ein Bewegungskontrast läßt sich mit Hilfe der Machschen Wand demonstrieren. Vor einem gerasterten Wandschirm wird ein punktförmiges Objekt aufgehängt und betrachtet. Bei Bewegung des Hintergrundrasters vollführt das Objekt gegenläufige Scheinbewegungen.
Die autokinetische Empfindung oder das Punktschwanken ist eine Scheinbewegung, die beim Fixieren eines Lichtpunktes im Dunkeln auftritt. Unwillkürliche Augenbewegungen sind dann notwendig zur Kompensation der Lokaladaptation.
Bei der Zoellnerschen Erscheinung oder dem Spaltbildversuch beobachtet man eine scheinbare Verschmälerung von Figuren, die mit bestimmter Geschwindigkeit hinter einem schmalen Spalt vorüberziehen.
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