Lexikon der Optik: Brillenversuch
Brillenversuch, experimentelle Methode in der Wahrnehmungspsychologie, bei der durch langfristiges Tragen von Prismen- oder Spiegelbrillen erreicht wird, daß die gegebenen Hauptrichtungen des anschaulichen Sehraums (Richtungswerte) sich nicht mehr mit denen des durch die anderen Sinnesorgane bestimmten Raumsystems decken. Mit Hilfe des B. werden experimentelle Nullpunktverschiebungen im Bezugssystem des Wahrnehmenden erzeugt. Extreme Richtungswertumstellungen sind mit 180°-Umkehrprismen erreicht worden, wobei das anfänglich kopfstehende Wahrnehmungsbild nach einer für den Probanden außerordentlich belastenden Umgewöhnungsphase später als richtigstehend wahrgenommen wurde. Beim Absetzen dieser Umkehrbrille steht das Wahrnehmungsbild erneut auf dem Kopf und wird erst nach einer ebenfalls anstrengenden Umgewöhnungsphase regelrecht wahrgenommen.
Auch Versuche zur Farbumstimmung rechnen zu den B. Kohler erreichte eine Umstimmung in der Farbwahrnehmung durch Vorsetzen einer Brille, bei der die obere Hälfte des Blickfeldes anders gefärbt war als die untere, so daß die Augen bei gehobenem Blick auf eine andere Farbe umgestimmt wurden als bei gesenktem. Nach Abnahme dieser Brille nahm die Versuchsperson eine Zeitlang beim Heben und Senken des Blickes eine zur Filterfarbe in der Brille komplementäre Farbe wahr.
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