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Lexikon der Optik: Diazoverfahren

Diazoverfahren, zusammenfassender Terminus für reprographische Verfahren, die im Informationsprägungsschritt die Lichtempfindlichkeit von "Diazo"verbindungen nutzen.

Dem photochemischen Primärschritt (entweder Photolyse oder Photoisomerisierung) folgen immer ein oder mehrere nichtphotochemische Prozeßschritte. An der Visualisierung und/oder Stabilisierung des Bildes sind nur thermische Reaktionen beteiligt.

Nach Art der entstehenden Aufzeichnung werden die Diazosysteme zweckmäßig folgendermaßen eingeteilt.

1) Farbstoffaufbau-Systeme (klassische "Diazotypie"). Die nicht photolytisch zersetzten Diazoniumsalze kuppeln im Visualisierungsschritt (alkalisches Medium) zu Azofarbstoffen (Abb.); es entsteht ein Farbstoffbild.

2) Versicular-Systeme. Der photolytisch entstandene, in der Polymerschicht eingeschlossene gasförmige Stickstoff wird zum Aufbau eines Bläschenbildes benutzt.

3) Polymersysteme mit lichtempfindlichen Verbindungen. Durch Photoreaktion an einer Diazonium- oder Diazoverbindung werden bestimmte Eigenschaften (Löslichkeit, Adhäsion) einer Polymerschicht belichtungsabhängig verändert; es entsteht ein Reliefbild.

4) Kombinationen. Dabei werden photochemische Umwandlung von Diazoverbindungen (z.B. Diazosulfonaten) und physikalische Entwicklung kombiniert; es entsteht ein Metallbild.

Nach Systemaufbau macht man die folgende Unterscheidung.

5) Allkomponenten-Systeme (z.B. Vesicular-Systeme oder Thermo-Diazofilme). Bei ihnen sind sämtliche erforderlichen Substanzen schon im verarbeitungsbereiten Material installiert; ihre Verarbeitung erfolgt ohne externe chemische Prozesse.

6) Zweikomponenten-Systeme. Es sind dies Farbstoffaufbau-Systeme, die sowohl Diazoniumverbindung als auch Kuppler in dem Material von vornherein enthalten.

7) Einkomponenten-Systeme. Dabei handelt es sich um Farbstoffaufbau-Systeme, bei denen die Materialien keine Kuppler enthalten; letztere werden beim Visualisierungsprozeß (Entwicklung) eingebracht.

Es werden sowohl Diazosysteme mit positiver als auch solche mit negativer Tonwertübertragung verwendet. Die Verarbeitung der Materialien kann trocken, "halbtrocken" (d.h. mit sehr geringen Flüssigkeitsmengen) oder auch naß, d.h. durch "Bäder", erfolgen.

In den meisten handelsüblichen Diazo-Farbstoffaufbau- und Vesicular-Systemen werden 4-Aminobenzoldiazoniumsalze eingesetzt.

Als Farbkuppler in den Farbstoffaufbau-Systemen werden vorwiegend verwendet

Gelbkuppler: Amide bzw. Anilide der Cyanessig- oder Acetessigsäure, Braunkuppler: Resorcin oder Resorcinderivate, Rot- bzw. Purpurkuppler: Pyrazolone sowie Blaukuppler: 2,3-Dihydroxynaphthalen oder Amide bzw. Anilide der 2-Hydroxy-naphthoesäure.

Die Bildfarbstoffe sind Arylazofarbstoffe oder ihre tautomeren Hydrazone.

Die globalen Haupteinsatzgebiete der Diazosysteme sind die unterschiedlichen monochromen Reproduktions- und Kopierprozesse. Diazomedien werden eingesetzt in der Reprographie einschließlich Lichtpauserei (Lichtpauspapiere, Lichtpausfilme, Farbfolien), der Polygraphie (Proofmedien, Zwischenduplikate, Diazid- oder Diazoniumsalz-Druckplatten), der Mikrodupliziertechnik (Farbstoffaufbau- und Vesicularfilme) und der Photoproduktion (Transfilme für die Mikroelektronik-Technologie u.a.).



Diazoverfahren: Wirkprinzip eines Diazo-Farbstoffaufbau-Systems ("Diazotypie"). λ Wellenlänge.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


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