Lexikon der Optik: Figur-Grund-Verhältnis
Figur-Grund-Verhältnis, Figur-Grund-Differenzierung, in der Wahrnehmungspsychologie die zwischen einem wahrgenommenen optischen Gebilde und seiner Umgebung bestehende Beziehung. Jedes optische Gebilde muß, um als Figur wahrgenommen zu werden, sich von einem Grund abheben. Die Wahrnehmung eines Sehdinges, einer Figur oder einer farbigen Fläche ist abhängig von dem an die Figur, die Fläche usw. angrenzenden Bereich, den man als Umfeld oder Umgebung bezeichnet. Es bestehen gesetzmäßige Beziehungen zwischen einer Wahrnehmungsfigur und deren Umfeld.
Seit Rubin ist bekannt, daß es sich bei der Wahrnehmung einer Figur und eines Grundes um Prozesse handelt, die sich phänomenal und funktional stark unterscheiden.
Ein Figurgebilde hat andere Eigenschaften als ein Grundgebilde. Im binokularen Wettstreit dominiert das Figurfeld über das Grundfeld. Das Figurfeld hat eine größere Eindringlichkeit und auch eine größere anschauliche und funktionelle Festigkeit. Mit diesen Faktoren experimentierte z.B. der holländische Graphiker M. C. Escher, der in einigen seiner bekannten Darstellungen schrittweise das Figur-Grund-Verhältnis veränderte.
Bei der subjektiven Bewertung des Kontrastes beeinflußt das F. der zu vergleichenden Helligkeitsflächen das ErgebnisMbAuch das Ausmaß der Gammabewegung hängt davon ab, ob die betreffende Stelle zum Grund oder zur Figur gehört. Die Schwelle der Farbwahrnehmung ist für den Grund tiefer als für die Figur.
Es gibt typische Figur-Grund-Gebilde, bei denen eine anschauliche Reversibilität zwischen figurhafter und grundhafter Auffassung besteht. Man nennt diese Figuren ambivalente Figuren (Abb.). Sie bestehen aus einander angrenzenden Flächen verschiedener Helligkeit, die sich in der Wahrnehmung sehr labil verhalten und je nach Fixation, Auffassungsabsicht usw. von der Figurauffassung in die Grundauffassung umschlagen. In Schwellenversuchen zeigt der Grund gegen Qualitätsänderungen weniger Widerstand als die Figur (Kippfiguren).
Figur-Grund-Verhältnis: Ambivalente Figur.
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