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Lexikon der Optik: Korrelationsfunktionen des Strahlungsfeldes

Korrelationsfunktionen des Strahlungsfeldes, Funktionen, welche die Korrelationen beschreiben, die zwischen den Lichterregungen an verschiedenen Orten und/oder zu verschiedenen Zeiten bestehen. Amplitude und Phase der Lichtschwingung an einem festen Ort fluktuieren vor allem bei thermischem Licht sehr stark. Bei der Strahlung eines Einmodenlasers dagegen ist die Amplitude stabilisiert, doch es treten Phasenschwankungen auf. Die Schwankungen der Strahlungsfeldgrößen sind statistisch unabhängig, wenn die Beobachtungsorte r1 und r2 bei gleichzeitiger Beobachtung weit voneinander entfernt sind oder die Beobachtungszeiten t und t+τ (t variabel und τ fest) bei Beobachtung am gleichen Ort sich stark unterscheiden. Dies ist jedoch nicht so, wenn sich die beiden Orte (für τ=0) innerhalb eines Kohärenzvolumens (Kohärenz) befinden oder die zeitliche Verzögerung τ (für r1=r2) dem Betrage nach die Kohärenzzeit nicht überschreitet. Es bestehen dann Korrelationen zwischen den betreffenden Feldstärkewerten. Sie finden ihren mathematischen Ausdruck in der Korrelationsfunktion 1. Ordnung


. (1)

Dabei bezeichnen E(-) und E(+) den negativen bzw. positiven Frequenzanteil der elektrischen Feldstärke E. Es wurde vorausgesetzt, daß das Strahlungsfeld linear polarisiert ist. Andernfalls ist unter E eine kartesische Komponente der elektrischen Feldstärke zu verstehen. Die Größen E(-) und E(+) sind folgendermaßen definiert: Man denkt sich eine Fourier-Zerlegung von E in der Form


(2)

ausgeführt; dann ist


(3)

und


(4)

Da E eine reelle Größe ist, besteht die Beziehung E(r,-ν)=E*(r,ν), und es gilt


. (5)

Die Größe 2 E(+)(r,t) wird auch als das zu E(r,t) gehörige komplexe analytische Signal bezeichnet. Wir setzen voraus, daß es sich um ein stationäres Strahlungsfeld handelt. Die spitzen Klammern in (1) symbolisieren den Mittelwert bezüglich t über eine sehr lange Zeit. Aus historischen Gründen ist es in der Optik üblich, zur Beschreibung von Korrelationen an Stelle von G(1) die Funktion


(6)

zu benutzen.

Sorgt man durch eine geeignete Interferenzanordnung dafür, daß sich die elektrischen Feldstärken E(r1,t) und E(r2,t+τ) an einem bestimmten Orte gleichzeitig überlagern (Kohärenz), so führen die durch (1) bzw. (6) beschriebenen Korrelationen zum Auftreten einer Interferenzerscheinung (Interferenz). Die Korrelationsfunktion G(1) bzw. Γ kann daher grundsätzlich aus Interferenzversuchen ermittelt werden (Interferenz). Dabei hat τ die Bedeutung des durch die Lichtgeschwindigkeit c dividierten Gangunterschieds der beiden interferierenden Wellen. Überdies kann die räumliche Korrelation G(1)(r1,r2;0) bzw. Γ(r1,r2;0), wobei r1 und r2 in einer zur Ausbreitungsrichtung des Lichtes senkrechten Ebene liegen, im Falle thermischer Lichtquellen mit Hilfe des van Cittert-Zernike-Theorems berechnet werden. Der Betrag von G(1)(r1,r2;τ) bzw. Γ(r1,r2;τ) nimmt seinen Maximalwert für r1=r2 und τ=0 an – in diesem Falle beschreibt die Korrelationsfunktion die Intensität am Orte r1 – und fällt sowohl mit zunehmendem räumlichen Abstand |r2-r1| (für τ=0) als auch mit wachsender zeitlicher Verzögerung |τ| (für r1=r2) auf den Wert Null ab. Aus dem Abfall mit |r2-r1| in einer zur Ausbreitungsrichtung senkrechten Ebene bestimmt sich das Kohärenzintervall, aus dem Abklingen mit |τ| die Kohärenzzeit.

Von großem physikalischem Interesse ist auch die Fourier-Transformierte G(1)(r1,r2;ν) von G(1)(r1,r2;τ). Da G(1)(r1,r2;τ), wie sich zeigen läßt, keinen negativen Frequenzanteil besitzt, gelten die Beziehungen


(7)


(8)

In der Optik schreibt man an Stelle von (7) üblicherweise


(9)

und nennt die Funktion W(r1,r2;ν) (=G(1)(r2,r1;ν)) die wechselseitige spektrale Dichte der Lichtschwingungen an den Orten r1 und r2. Die Funktion W(r,r;ν)=G(1)(r,r;ν) gibt das Frequenzspektrum der Strahlung (auch Leistungsspektrum oder spektrale Dichte genannt) an. Die Relation (7) bzw. (9) wird im Falle r1=r2Wiener-Khintchine-Theorem genannt. Sie lehrt, daß man spektrale Informationen auch (indirekt) durch Beobachtung räumlicher Interferenzen gewinnen kann. Auf diesem Prinzip beruht im besonderen die Fourier-Spektroskopie.

Während sich die konventionelle Optik mit der Messung der Korrelationsfunktion 1. Ordnung (bzw. deren Fourier-Transformierter) begnügen mußte, machte die Entwicklung der photoelektrischen Empfänger auch die Messung von Korrelationsfunktionen höherer Ordnung möglich. Damit wurden erstmals die Fluktuationseigenschaften der Strahlung der Messung zugänglich. Dies betrifft vor allem die Schwankungen der Intensität, über deren Verhalten die Intensitätskorrelationsfunktion oder Korrelationsfunktion 2. Ordnung


(10)

Auskunft gibt, wobei I(r,t)=E(-)(r,t) E(+)(r,t) – von einem Vorfaktor abgesehen – die momentane Intensität bezeichnet. Die Messung von G(2) beruht auf dem Umstand, daß der in einem Photodetektor erzeugte Photostrom – oder, im Falle von Photonenzählung (Photonenstatistik), die Zahl der jeweils in einem festen Zeitintervall registrierten Photonen – das zeitliche Verhalten der Intensität des auf den Detektor fallenden Lichtes widerspiegelt. Gemessen werden daher Korrelationen zwischen den Photoströmen zweier Photodetektoren oder den von ihnen registrierten Photonenzahlen, wobei auch eine Koinzidenzzähltechnik verwendet werden kann (Photonenstatistik). Die Pionierarbeit auf diesem Gebiet wurde in den fünfziger Jahren von R. Hanbury Brown und R.Q. Twiss mit der Schaffung eines neuartigen Sterninterferometers geleistet. Dabei geht es um die Messung räumlicher Korrelationen G(2)(r1,r2;0). Dagegen werden in der Photonenstatistik und der Photonenkorrelationsspektroskopie zeitliche Korrelationen G(2)(r,r;τ) untersucht.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


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