Direkt zum Inhalt

Lexikon der Optik: Sehprobe

Sehprobe, Folge von Zeichen, Buchstaben oder Ziffern (Sehzeichen) in logarithmischer oder arithmetischer Größenabstufung zum Zweck der Sehschärfebestimmung (Abb.). Der logarithmische Anstieg der Größenstufung, besonders im Bereich der niedrigen Visuswerte (Visus) entspricht der Forderung des Fechnerschen Gesetzes, wonach die Reizstärke logarithmisch steigen muß, damit die Empfindungsstärke linear anwächst. Der Quotient einer Visusstufe zur nächstkleineren soll im Bereich der logarithmischen Progression

betragen. Für Visuswerte zwischen 0,5 und 2,0 wird hingegen eine arithmetische Stufung vorgeschlagen. Die Darstellungsparameter einer S. auf der Grundlage des Normsehzeichens (Landolt-Ring) zeigt die Tabelle. Lineare Abstufungen sind nicht mehr gebräuchlich.

Nach der Darbietungsart unterscheidet man Auflichtsehproben (gedruckte, nicht transparente Tafeln), Durchlichtsehproben (gedruckte oder photographisch hergestellte Sehzeichen auf transparenten Tafeln), projizierte S. (Projektionsbilder von Sehzeichenprojektoren) und virtuelle S. (projizierte Luftbilder, z.B. bei freisichtigen Refraktionsgeräten). Nach Zweck und Zielstellung unterscheidet man:

1) Fern-S.. Sie dienen der Sehschärfebestimmung für die Ferne in 5 oder 6 m Prüfentfernung. Bei unzureichender Sehschärfe (Sehschwäche) kann die Fern-S. auf die Kennbarkeit des größten Sehzeichens reduziert werden, wobei dann der Visuswert umgerechnet werden muß. Dabei gilt: Visuswert ist die Verhältniszahl aus Erkennungsentfernung (Istentfernung) und Sollentfernung, für die das Sehzeichen berechnet wurde. Beispiel: Die Erkennungsentfernung 1 m für das Sehzeichen, das bei vollem Visus aus 50 m Entfernung gesehen werden soll (Visusstufe 0,1) ergibt eine Verhältniszahl V=1/50=0,02.

2) Arbeits-S.. Die Prüfentfernung liegt zwischen 0,6 und 5 m. Werden sie zur Sehschärfebestimmung benutzt, muß der Visus nach der Beziehung


errechnet werden. Meist dienen Arbeits-S. dem Schärfeabgleich für einen bestimmten Einstellbereich (Hauptarbeitsentfernung) bei der Bestimmung von Arbeits- und Mehrstärkenbrillen. Dann müssen der Einstellentfernung entsprechende Visusstufen verwendet werden.

3) Nah-S.. Sie dienen bei einer Prüfentfernung <0,6 m, meist 0,33 m, der Sehschärfebestimmung in der Nähe und dem Abgleich des Nah-Einstellbereichs bei Nah-Sehhilfen. Für jeden Visuswert im Nah- und Arbeitsbereich muß die Prüfentfernung angegeben werden.

Für Nah-S. werden unterschiedliche Abstufungen und Bezeichnungen verwendet. Bei der Visusangabe in Bruchform ist der Zähler die Prüfentfernung, der Nenner die Sollentfernung, aus der das Sehzeichen bei Visus 1 erkannt werden soll. Aus dieser Bruchform errechnet sich der Visus als Dezimalbruch.

Bei den Nah-S. nach M. Sachsenweger, die auf das typographische Punktsystem bezogen sind, werden als Sehzeichen gewöhnlich Schrifttypen der im Buchdruck gebräuchlichen Schriftart Univers verwendet. Die Schrifthöhe in den einzelnen Visusstufen wird in typographischen Punkten angegeben. 1 typographischer Punkt p entspricht 0,3759 mm.

Daneben gibt es noch weitere spezifische Leseproben, von denen die nach Nieden die verbreitetste ist.

  • Die Autoren
Roland Barth, Jena
Dr. Artur Bärwolff, Berlin
Dr. Lothar Bauch, Frankfurt / Oder
Hans G. Beck, Jena
Joachim Bergner, Jena
Dr. Andreas Berke, Köln
Dr. Hermann Besen, Jena
Prof. Dr. Jürgen Beuthan, Berlin
Dr. Andreas Bode, Planegg
Prof. Dr. Joachim Bohm, Berlin
Prof. Dr. Witlof Brunner, Zeuthen
Dr. Eberhard Dietzsch, Jena
Kurt Enz, Berlin
Prof. Joachim Epperlein, Wilkau-Haßlau
Prof. Dr. Heinz Falk, Kleve
Dr. Wieland Feist, Jena
Dr. Peter Fichtner, Jena
Dr. Ficker, Karlsfeld
Dr. Peter Glas, Berlin
Dr. Hartmut Gunkel, Berlin
Dr. Reiner Güther, Berlin
Dr. Volker Guyenot, Jena
Dr. Hacker, Jena
Dipl.-Phys. Jürgen Heise, Jena
Dr. Erwin Hoffmann, Berlin (Adlershof)
Dr. Kuno Hoffmann, Berlin
Prof. Dr. Christian Hofmann, Jena
Wolfgang Högner, Tautenburg
Dipl.-Ing. Richard Hummel, Radebeul
Dr. Hans-Jürgen Jüpner, Berlin
Prof. Dr. W. Karthe, Jena
Dr. Siegfried Kessler, Jena
Dr. Horst König, Berlin
Prof. Dr. Sigurd Kusch, Berlin
Dr. Heiner Lammert, Mahlau
Dr. Albrecht Lau, Berlin
Dr. Kurt Lenz, Berlin
Dr. Christoph Ludwig, Hermsdorf (Thüringen)
Rolf Märtin, Jena
Ulrich Maxam, Rostock
Olaf Minet, Berlin
Dr. Robert Müller, Berlin
Prof. Dr. Gerhard Müller, Berlin
Günter Osten, Jena
Prof. Dr. Harry Paul, Zeuthen
Prof. Dr. Wolfgang Radloff, Berlin
Prof Dr. Karl Regensburger, Dresden
Dr. Werner Reichel, Jena
Rolf Riekher, Berlin
Dr. Horst Riesenberg, Jena
Dr. Rolf Röseler, Berlin
Günther Schmuhl, Rathenow
Dr. Günter Schulz, Berlin
Prof. Dr. Johannes Schwider, Erlangen
Dr. Reiner Spolaczyk, Hamburg
Prof. Dr. Peter Süptitz, Berlin
Dr. Johannes Tilch, Berlin (Adlershof)
Dr. Joachim Tilgner, Berlin
Dr. Joachim Träger, Berlin (Waldesruh)
Dr. Bernd Weidner, Berlin
Ernst Werner, Jena
Prof. Dr. Ludwig Wieczorek, Berlin
Wolfgang Wilhelmi, Berlin
Olaf Ziemann, Berlin


Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.