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Metzler Lexikon Philosophie: Existenz

(zu lat. Existentia: Dasein). (1) Der Begriff gewinnt zentrale Bedeutung innerhalb der Existenzphilosophie und dient dort zur Charakterisierung der spezifisch menschlichen Seinsweise. Er richtet sich gegen eine philosophische Denktradition, derzufolge das bloße Faktum des Da-seins (Wirklichseins) eines Seienden philosophisch unbedeutend ist im Unterschied zu dem Was-sein (Wesen), das die notwendigen, bleibenden Eigenschaften ausspricht. Demgegenüber geht das Anliegen der Existenzphilosophie dahin, den Menschen als ein offenes Wesen zu verstehen, der sich aus seinem Lebensvollzug heraus verstehen muss und erst im konkreten Verhalten zu sich selbst zu dem bestimmt, was er ist. Kierkegaards Idealismuskritik zielt darauf zu zeigen, dass die Philosophie über dem Denken den Denkenden vergessen hat. Daher will er das Denken zurücklenken zum konkreten Subjekt, zur »Not des Existierenden«. Der Mensch kann sich selbst nicht als bloßes Exemplar eines allgemeinen Wesensbegriffs verstehen, denn das Wesentliche je seines Seins eröffnet sich ihm nur, wenn er sich zu den konkreten Möglichkeiten seines eigenen Selbstseinkönnens verhält. Maßgebend für Kierkegaards Betonung der E. ist sein religiöses Verständnis, nach dem der Einzelne als unvertretbar Einzelner in ein Verhältnis zu Gott kommen muss, ohne auf allgemeine und objektive Sicherheiten wie Kirche oder Dogma zurückgreifen zu können. Deshalb muss er sich zunächst klar darüber werden, wer er selbst ist, d.h. sich in seiner geschichtlichen Einmaligkeit begreifen, um im so gewonnenen Selbstverhältnis vor Gott zu stehen. – Jaspers verwendet den Begriff E. synonym mit Selbstsein. Er bezeichnet bei ihm die einmalige Seinsmöglichkeit eines Menschen, über die sich dieser in seinem Lebensvollzug und besonders in entscheidenden Grenzsituationen bewusst werden muss. Was der Mensch in seiner E. ist, lässt sich nicht objektivierend aussagen, weil wissenschaftliche Erkenntnis sich auf das Allgemeine des Menschseins überhaupt, nicht auf das geschichtlich Einmalige je meines Seins richtet. – Sartre fasst den existentialistischen Standpunkt – das Begriffspaar existentia/essentia aufgreifend – in die Formel, dass beim Menschen die E. der Essenz vorausgeht. D.h. es gibt keinen vorgängigen Wesensbegriff des Menschen, sondern er ist das, wozu er sich macht; er findet sich zuerst in der Welt vor, begegnet sich und anderen, entwirft sich in die Zukunft und bestimmt sich danach. – Bei Heidegger ist E. das jemeinige Sein, zu dem ich mich als Dasein verhalte: »Dasjenige Sein selbst, zu dem als seinem eigenen das Dasein sich so oder so verhalten kann und immer irgendwie verhält, nennen wir Existenz« (Sein und Zeit, § 4). Später bezeichnet Heidegger mit Ek-sistenz die Offenheit des Menschen für die Wahrheit des Seins: »Der Mensch ist vielmehr vom Sein selbst in die Wahrheit des Seins ›geworfen‹, dass er, dergestalt ek-sistierend, die Wahrheit des Seins hüte, damit im Lichte des Seins das Seiende als das Seiende, das es ist, erscheine« (Brief über den Humanismus, Gesamtausgabe Bd. 9, S. 330). (2) In der formalen Logik bedeutet E., dass es einen Gegenstand gibt, auf den bestimmte (vorher genannte) Kennzeichnungen zutreffen, oder dass es (mindestens) einen Gegenstand gibt, der unter (vorher genannte) Prädikatoren fällt. »E.« ist ein Prädikator zweiter Stufe. Einsquantor, Existenzquantor.

Literatur:

  • F.-P. Burkard: Ethische Existenz bei K. Jaspers. Würzburg 1982
  • M. Heidegger: Sein und Zeit (Gesamtausgabe Bd. 2). Frankfurt 1977
  • K. Jaspers: Philosophie. Bd. 2: Existenzerhellung. Berlin u.a. 41973
  • J.-P. Sartre: L’Existencialisme est un Humanisme (dt.: Ist der Existentialismus ein Humanismus? In: Drei Essays. Frankfurt 1962 u. ö.)
  • H. Vetter: Stadien der Existenz. Wien u.a. 1979.

FPB

  • Die Autoren
AA Andreas Arndt, Berlin
AB Andreas Bartels, Paderborn
AC Andreas Cremonini, Basel
AD Andreas Disselnkötter, Dortmund
AE Achim Engstler, Münster
AG Alexander Grau, Berlin
AK André Kieserling, Bielefeld
AM Arne Malmsheimer, Bochum
AN Armin Nassehi, München
AR Alexander Riebel, Würzburg
ARE Anne Reichold, Kaiserslautern
AS Annette Sell, Bochum
AT Axel Tschentscher, Würzburg
ATA Angela T. Augustin †
AW Astrid Wagner, Berlin
BA Bernd Amos, Erlangen
BBR Birger Brinkmeier, Münster
BCP Bernadette Collenberg-Plotnikov, Hagen
BD Bernhard Debatin, Berlin
BES Bettina Schmitz, Würzburg
BG Bernward Gesang, Kusterdingen
BI Bernhard Irrgang, Dresden
BK Bernd Kleimann, Tübingen
BKO Boris Kositzke, Tübingen
BL Burkhard Liebsch, Bochum
BR Boris Rähme, Berlin
BS Berthold Suchan, Gießen
BZ Bernhard Zimmermann, Freiburg
CA Claudia Albert, Berlin
CH Cornelia Haas, Würzburg
CHA Christoph Asmuth, Berlin
CHR Christa Runtenberg, Münster
CI Christian Iber, Berlin
CJ Christoph Jäger, Leipzig
CK Christian Kanzian, Innsbruck
CL Cornelia Liesenfeld, Augsburg
CLK Clemens Kauffmann, Lappersdorf
CM Claudius Müller, Nehren
CO Clemens Ottmers, Tübingen
CP Cristina de la Puente, Stuttgart
CS Christian Schröer, Augsburg
CSE Clemens Sedmak, Innsbruck
CT Christian Tewes, Jena
CZ Christian Zeuch, Münster
DG Dorothea Günther, Würzburg
DGR Dorit Grugel, Münster
DH Detlef Horster, Hannover
DHB Daniela Hoff-Bergmann, Bremen
DIK Dietmar Köveker, Frankfurt a.M.
DK Dominic Kaegi, Luzern
DKÖ Dietmar Köhler, Witten
DL Dorothea Lüddeckens, Zürich
DP Dominik Perler, Berlin
DR Dane Ratliff, Würzburg und Austin/Texas
EE Eva Elm, Berlin
EJ Eva Jelden, Berlin
EF Elisabeth Fink, Berlin
EM Ekkehard Martens, Hamburg
ER Eberhard Rüddenklau, Staufenberg
EWG Eckard Wolz-Gottwald, Davensberg
EWL Elisabeth Weisser-Lohmann, Bochum
FBS Franz-Bernhard Stammkötter, Bochum
FG Frank Grunert, Basel
FPB Franz-Peter Burkard, Würzburg
FW Fabian Wittreck, Münster
GK Georg Kneer, Leipzig
GKB Gudrun Kühne-Bertram, Ochtrup
GL Georg Lohmann, Magdeburg
GM Georg Mildenberger, Tübingen
GME Günther Mensching, Hannover
GMO Georg Mohr, Bremen
GN Guido Naschert, Tübingen
GOS Gottfried Schwitzgebel, Mainz
GS Georg Scherer, Oberhausen
GSO Gianfranco Soldati, Tübingen
HB Harald Berger, Graz
HD Horst Dreier, Würzburg
HDH Han-Ding Hong, Düsseldorf
HG Helmut Glück, Bamberg
HGR Horst Gronke, Berlin
HL Hilge Landweer, Berlin
HND Herta Nagl-Docekal, Wien
HPS Helke Pankin-Schappert, Mainz
HS Herbert Schnädelbach, Berlin
IR Ines Riemer, Hamburg
JA Johann S. Ach, Münster
JC Jürgen Court, Köln
JH Jörg Hardy, Münster
JHI Jens Hinkmann, Bad Tölz
JK Jörg Klawitter, Würzburg
JM Jörg F. Maas, Hannover
JOP Jeff Owen Prudhomme, Macon/Georgia
JP Jörg Pannier, Münster
JPB Jens Peter Brune
JQ Josef Quitterer, Innsbruck
JR Josef Rauscher, Mainz
JRO Johannes Rohbeck, Dresden
JS Joachim Söder, Bonn
JSC Jörg Schmidt, München
JV Jürgen Villers, Aachen
KDZ Klaus-Dieter Zacher, Berlin
KE Klaus Eck, Würzburg
KG Kerstin Gevatter, Bochum
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KHG Karl-Heinz Gerschmann, Münster
KHL Karl-Heinz Lembeck, Würzburg
KJG Klaus-Jürgen Grün, Frankfurt a.M.
KK Klaus Kahnert, Bochum
KRL Karl-Reinhard Lohmann, Witten
KS Kathrin Schulz, Würzburg
KSH Klaus Sachs-Hombach, Magdeburg
LG Lutz Geldsetzer, Düsseldorf
LR Leonhard Richter, Würzburg
MA Mauro Antonelli, Graz
MB Martin Beisler, Gerbrunn
MBI Marcus Birke, Münster
MBO Marco Bonato, Tübingen
MD Max Deeg, Cardiff
MDB Matthias Bloch, Bochum
ME Michael Esfeld, Münster
MFM Martin F. Meyer, Koblenz/Landau
MK Matthias Kunz, München
MKL Martin Kleinsorge, Aachen
MKO Mathias Koßler, Mainz
ML Mark Lekarew, Berlin
MLE Michael Leibold, Würzburg
MM Matthias Maring, Karlsruhe
MN Marcel Niquet, Frankfurt a.M.
MQ Michael Quante, Köln
MR Mathias Richter, Berlin
MRM Marie-Luise Raters-Mohr, Potsdam
MS Manfred Stöckler, Bremen
MSI Mark Siebel, Hamburg
MSP Michael Spang, Ellwangen
MSU Martin Suhr, Hamburg
MW Markus Willaschek, Münster
MWÖ Matthias Wörther, München
NM Norbert Meuter, Berlin
OB Oliver Baum, Bochum
OFS Orrin F. Summerell, Bochum
PE Peter Eisenhardt, Frankfurt a.M.
PCL Peter Ch. Lang, Frankfurt a.M.
PK Peter Kunzmann, Jena
PN Peter Nitschke, Vechta
PP Peter Prechtl †
RD Ruth Dommaschk, Würzburg
RDÜ Renate Dürr, Karlsruhe
RE Rolf Elberfeld, Hildesheim
REW Ruth Ewertowski, Stuttgart
RH Reiner Hedrich, Gießen
RHI Reinhard Hiltscher, Stegaurach
RK Reinhard Kottmann, Münster
RL Rudolf Lüthe, Koblenz
RLA Rolf-Jürgen Lachmann, Berlin
RM Reinhard Mehring, Berlin
RP Roland Popp, Bremen
RS Regina Srowig, Würzburg
RTH Robert Theis, Strassen
RW Raymund Weyers, Köln
SD Steffen Dietzsch, Berlin
SIK Simone Koch, Bochum
SP Stephan Pohl, Dresden
SZ Snjezana Zoric, Würzburg
TB Thomas Bausch, Berlin
TBL Thomas Blume, Dresden
TF Thomas Friedrich, Mannheim
TG Thomas Grundmann, Köln
TH Thomas Hammer, Frankfurt a.M.
TK Thomas Kisser, München
TM Thomas Mormann, Unterhaching
TN Thomas Noetzel, Marburg
TP Tony Pacyna, Jena
TW Thomas Welt, Bochum
UB Ulrich Baltzer, München
UT Udo Tietz, Berlin
UM Ulrich Metschl, München/Leonberg
VG Volker Gerhardt, Berlin
VM Verena Mayer, München
VP Veit Pittioni, Innsbruck
VR Virginie Riant, Vechta
WAM Walter Mesch, Heidelberg
WB Wilhelm Baumgartner, Würzburg
WH Wolfram Hinzen, Bern
WJ Werner Jung, Duisburg
WK Wulf Kellerwessel, Aachen
WL Winfried Löffler, Innsbruck
WM Wolfgang Meckel, Butzbach
WN Wolfgang Neuser, Kaiserslautern
WP Wolfgang Pleger, Cochem/Dohr
WS Werner Schüßler, Trier
WST Wolfgang Struck, Erfurt
WSU Wolfgang Schulz, Tübingen
WvH Wolfram von Heynitz, Weiburg

Herausgegeben von Peter Prechtl (†) und Franz-Peter Burkard.

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