Metzler Lexikon Philosophie: Geschick
benennt im Denken Heideggers die innerste Bewegung der Geschichte. Sie meint keinen notwendigen historischen Ablauf, sondern die Weise, wie sich Sein dem Menschen »zuschickt«, um Unverborgenheit des Seienden allererst zu gewähren. Diese Weise ist die Zwiefalt von Entzug und Gewähren, da das Sein im Gewähren der Unverborgenheit sich selbst entzieht. Der Mensch versucht das Sein zur Sprache zu bringen und es damit zu entbergen. Nimmt er dabei an, über die Erkennbarkeit des Seins verfügen zu können, so ist sowohl G. wie Entzug des Seins vergessen. Dies ist nach Heidegger gerade die Grundannahme der bisherigen Philosophie. In der Vollendung der daraus erwachsenden Seinsgeschichte meint der Mensch zuletzt, ohne die Entbergung des Seins auskommen zu können. Dagegen besagt G., dass das Seinsverständnis des Menschen das Resultat des Seins selbst ist, dieses Verständnis also nicht zur Verfügung des Menschen steht. Jedoch ist er der vom Sein Gebrauchte, weil das Sein nur dann in sein wahres Wesen gelangen kann, wenn der Mensch sich dem G. öffnet. Fatalistische Missdeutungen entstehen nur, wenn Sein und Mensch getrennt gedacht werden.
Literatur:
- M. Heidegger. Die Technik und die Kehre. Pfullingen 1962.
BA
Geschlecht, (1) biologisch: Zugehörigkeit zum männlichen oder weiblichen G.; (2) fundamentale soziale Unterscheidung in allen historischen und gegenwärtigen Gesellschaften in höchst unterschiedlichen Formen und Funktionen. Mit der Geschlechtszugehörigkeit werden nicht nur soziale Rollenzuweisungen und ungleiche Zugangsmöglichkeiten zu gesellschaftlichen Ressourcen legitimiert, sondern auch bestimmte individuelle Eigenschaften Männern und Frauen als geschlechtsspezifische zugeschrieben. Damit wird G. zum normativen Modell, dem Personen gemäß ihrer physischen Ausstattung psychisch und sozial entsprechen sollen (Sex/Gender). (3) G. spielt in den allermeisten philosophischen Entwürfen bis ins
20. Jh. hinein eine systematische, bisher noch unzureichend untersuchte Rolle. Dabei ist der Geschlechtsbegriff insofern asymmetrisch konstruiert, als er häufiger auf Frauen als auf Männer bezogen wird (Androzentrismus). Geschlechtliche Metaphern organisieren oft nicht nur in der praktischen, sondern auch in der theoretischen
Philosophie die jeweiligen Entwürfe. Sie dienen zumeist der Veranschaulichung hierarchischer und komplementärer Verhältnisse. (4) Die soziale, symbolische und mythische Bedeutung von G. ist heute unbestritten. Die Analysen differieren jedoch darin, ob ontologisch und anthropologisch von der Egalität oder der Differenz der G.er auszugehen ist, und welche Konsequenzen für Alternativen zu den bisherigen Geschlechterideologien aus der oft gerade implizit wirksamen Geschlechterdifferenz im philosophischen Denken zu ziehen sind (Philosophie, feministische).
Literatur:
- M. Heidegger. Die Technik und die Kehre. Pfullingen 1962.
HL
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