Metzler Lexikon Philosophie: Idealismus, objektiver
Der Ausdruck wurde von W. Dilthey neben dem Idealismus der Freiheit (z.B. Fichte und Kant) und dem Naturalismus als Grundtyp der Philosophie eingeführt. Ein wesentlicher Ausgangspunkt besteht im o. I. nach Hösle in der Auffassung, dass es synthetische Sätze a priori gibt. Anders als im Naturalismus wird die Fundierung der Wahrheit somit nicht nur in der empirischen Welt verortet, sondern im Denken bzw. im Begriff selber. Jedoch unterscheidet sich der o. I. auch von der kantischen Transzendentalphilosophie insofern, als eine Letztbegründung des Denkens und dessen kategorialer Strukturen angestrebt wird, das nicht von der (prinzipiell hintergehbaren) Voraussetzung eines empirischen Erfahrungsbezuges abhängig bleibt. Diese Form der Letztbegründung ist in der Tradition des o. I. besonders auch als Denken des Denkens bzw. als absolute Idee von Hegel bestimmt worden, weil es sich bei diesem Prinzip um eine ohne Selbstwiderspruch nicht mehr zu negierende Kategorie handelt. Wie bereits Schelling fasst auch Hegel die Idee als Einheit von Subjektivität und Objektivität auf. Nicht nur dem endlichen Denken des Menschen liegt diese Struktur der absoluten Idee zugrunde, sondern der gesamten empirisch zugänglichen Welt. Die absolute Idee als göttliche Subjektivität, die Hegel in ihrer kategorialen Entfaltung in der Wissenschaft der Logik behandelt, entäußert sich in Hegels System zur Natur und kehrt im Geist als Resultat des gesamten Prozesses schließlich in sich selbst zurück. Grundsätzlich lässt sich von der dialektischen Variante des o. I., die in Hegel ihre stärkste Ausprägung erhalten hat, ein stärker monistisch orientierter o. I. abgrenzen, wie er sich z.B. bei Plotin findet, wobei selbstverständlich die neuzeitliche Form der Subjektivität, die einen wesentlichen Unterschied zwischen antikem und neuzeitlichen Denken markiert, bei entsprechenden Systemvergleichen beachtet werden muss. Ausgehend von dem Einen als höchster Kategorie steht bei Plotin der kontinuierliche Emanationsgedanke im Vordergrund, bei dem auf das Eine die Weltenvernunft, die Weltenseele, die Natur und schließlich die Materie folgen. Einige zeitgenössische Vertreter des o. I. verweisen darauf, dass im o. (bzw. absoluten) I. der Subjektivität der Begriff der Intersubjektivität zu Unrecht als universales apriorisches Prinzip nicht entwickelt worden ist. Die geltungstheoretische Anknüpfung an den Systemgedanken des o. I. würde somit aus dieser Perspektive eine Erweiterung des Systemgedankens um die Kategorie der Intersubjektivität notwendig machen.
Literatur:
- W. Dilthey: Weltanschauungslehre (Gesammelte Schriften Bd. VIII). Stuttgart 1960. S. 100–118
- V. Hösle: Hegels System. Der Idealismus der Subjektivität und das Problem der Intersubjektivität. Hamburg 1988
- Ders.: Philosophiegeschichte und objektiver Idealismus. München 1996.
CT
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