Metzler Lexikon Philosophie: Logik, intensionale
Zweig der formalen Logik, der die in Verbindung mit intensionalen Phänomenen oder bei nicht ausschließlich extensionaler Deutung entstehenden logischen Gesetzmäßigkeiten untersucht. Der vermutlich erste systematische Versuch einer i.n L. stammt von Leibniz, der zwar eine extensionale, auf Begriffsumfängen beruhende Deutung der Logik kannte, jedoch die intensionale, begriffsinhaltliche Deutung in Übereinstimmung mit der philosophischen Tradition bevorzugte. Die moderne i.L. nimmt ihren Ausgang in der Beobachtung, dass die wahrheitsfunktionale Deutung logischer Konstanten nicht zur Darstellung aller intuitiv-logischen Zusammenhänge ausreicht. So entwickelte C. I. Lewis die moderne Modallogik aus dem Bestreben, den inhaltlichen Begriff logischer Folgerung, der nicht durch die materiale Implikation wiedergegeben werden kann, durch eine notwendige materiale Implikation darzustellen. – Die sprachlogischen Interessen der analytischen Philosophie führten, auch in Verbindung mit wissenschaftstheoretischen Problemen, zu einer eingehenden Beschäftigung mit solchen sprachlichen Partikeln, die den Wahrheitswert einer Aussage in Abhängigkeit zu einer sprachlichen oder begrifflichen, also inhaltlichen, Darstellungsweise setzen, im Unterschied zu einer rein extensionalen, nur das jeweils Bezeichnete berücksichtigenden Funktionalität. Solche Partikel sind etwa die Formulierungen »es ist notwendig/möglich, dass_«, »Person P glaubt, dass_«, aber auch nichtwahrheitsfunktionale Aussagenverknüpfungen wie »während« oder »weil«. Demgemäß fallen unter die i.L. u.a. Modallogik, epistemische Logik, temporale Logik, deontische Logik, Konditionallogik, aber auch Relevanzlogik. Häufig werden als i.L. nur solche logischen Systeme bezeichnet, für die sich die grundlegenden Techniken in der Modallogik finden und die in der Praxis dadurch charakterisiert sind, dass sie zusätzlich zu den klassisch logischen Konstanten Aussageoperatoren oder Junktoren einführen, die nicht im Rahmen der klassischen Logik definierbar sind. Sofern man nicht auf einer grundsätzlichen, etwa mit der Extensionalitätsthese verbundenen Ablehnung der i.n L. besteht, kann sie deshalb prinzipiell als der Versuch einer Erweiterung der klassischen Logik verstanden werden. Dabei bleiben solche Systeme weitgehend unerfasst, die sich wie die intuitionistische Logik oder die Relevanzlogik als Alternative zur klassischen Logik verstehen und eine abweichende Deutung der in der klassischen Logik verwendeten logischen Konstanten vorschlagen. – Die semantische Darstellung einer i.n L. erfolgt aufgrund der vorherrschenden Verwendung mengentheoretischer oder algebraischer Mittel meist in einem extensionalen Rahmen. Verschiedentlich wird deshalb die Ansicht vertreten, die i. L. sei im Wesentlichen eine höherstufige Prädikatenlogik (intensionale Semantik).
Literatur:
- J. van Benthem: A Manual of Intensional Logic. Stanford 21988.
UM
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