Metzler Lexikon Philosophie: Materialismus_1
(in der Philosophie des Geistes), stellt eine Variante des Monismus dar, deren Widerpart der Idealismus bildet. Der M. geht davon aus, dass die Materie die einzige die Wirklichkeit konstituierende Substanz ist. Er bestreitet die Existenz einer speziellen geistigen Substanz oder unreduzierbarer geistiger Eigenschaften. Innerhalb des M. lassen sich drei Varianten unterscheiden. – Der (1) eliminative M. behauptet, die Entitäten, über die der mentalistische Diskurs spricht, existierten gar nicht. Diese Entitäten seien lediglich Konstrukte ohne reale Entsprechung. Eine wissenschaftliche Psychologie bzw. die Kognitionswissenschaften sollten dementsprechend nicht mehr von mentalen Entitäten und Eigenschaften sprechen, sondern ihre Erklärungen in rein materialistischem Vokabular liefern. Hierbei sei nicht an die Erklärung derselben Phänomene lediglich in anderer Sprache zu denken, sondern an den Wegfall, die Elimination eines kompletten Gegenstandsbereichs. Motiviert ist diese Theorie stets durch einen wissenschaftlichen Realismus, der einzig die Theorien der Naturwissenschaften, zumeist nur der Physik, ontologisch ernst nimmt. Einige Philosophen gehen in ihren eliminativen Forderungen so weit, ein Verschwinden der mentalistischen Redeweise auch für das alltägliche Leben zu forden oder zu prognostizieren. Allgemein erwarten diese Denker einen enormen Zuwachs an Wissenschaftlichkeit, Erklärungs- und Prognoseerfolgen, wenn diesen Prämissen entsprechend gehandelt wird. – (2) Der reduktive M. geht davon aus, dass sich das mentalistische Vokabular größtenteils auf reale Entitäten und Eigenschaften der Welt bezieht, dass diese aber, um wissenschaftlich respektabel zu sein, als Bestandteile der Welt ausgewiesen werden müssen, die auch in den Naturwissenschaften auftauchen und in den entsprechenden Theorien erklärt werden können, d.h. »naturalisierbar« sind. Auch die Vertreter dieser Position gehen damit zumeist von einem wissenschaftlichen Realismus aus. Häufig analysieren sie die Beziehung von mentalen zu physikalischen Eigenschaften und Entitäten als Verhältnis von Oberflächenstruktur zu Tiefenstruktur. – (3) Dem nichtreduktiven M. liegt fast immer eine Ablehnung des wissenschaftlichen Realismus zugrunde. Er ist stattdessen meist in einer pragmatistischen Grundhaltung verankert. Auch er teilt zwar die monistische Prämisse der beiden anderen Varianten des M., geht aber davon aus, dass uns auch andere als die naturwissenschaftlichen Begriffssysteme eine erfolgreiche Bewältigung der Welt gestatten. Verschiedenen Begriffssystemen wird die gleiche Daseinsberechtigung zugestanden.
MBI
Literatur:
- D. M: Armstrong: The Natur of Mind. In: V. C. Borst (Hg): The Mind/Brain Identity Theory. London 1970. S. 67–78
- Der.: A Materialist Theory of the Mind. London 1968
- M. Bunge: Das Leib-Seele-Problem. Tübingen 1984
- H. Feigl: The „Mental“ and the „Physical“. Minneapolis 1967
- P. Feyerabend: Mentale Ergeignisse und das Gehirn. In: P. Bieri (Hg): Analytische Philosophie des Geistes. Königstein 1989. S. 121 ff
- J. Kim: Psychophysical Supervenience. Philos. Studies 41. 1982 S. 51–70
- J. Margolis: Persons and Minds. Dordrecht 1978
- W. V. O. Quine: On Mental Entities. In: Ders.: The Ways of Paradox. New York. 1966. S. 208–214
- R. Rorty: Mind-Body Identity, Privacy and Categories. In: Revue of Metaphysics 19. (1965). S. 24–54
- J. J. C. Smart: Sensations and Brain Process. In: V.C. Borst (Hg.): The Mind/Brain Identity Theory. London 1970. S. 52–66
- W. Sellars: The Identity Approach to the Mind-Body Problem. In: Ders.: Philosophical Perspectives. Springfield 1959. S. 370–388.
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