Metzler Lexikon Philosophie: Semantik, handlungstheoretische
von Grice initiierter Ansatz, der eine handlungstheoretische Begründung für die zentralen Termini der Kommunikationsregeln untersucht. In einem ersten Schritt wird mit Hilfe handlungstheoretischer Termini ein allgemeiner Kommunikationsbegriff expliziert, ohne dass dabei für die Explikation sprachliche Bedeutungsbegriffe benützt werden. Grice unterscheidet zu diesem Zweck das natürliche von dem nicht-natürlichen Bedeuten. Das natürliche Bedeuten ist bei einer Anzeigefunktion eines Zeichens gegeben, bspw. wenn ein Klingelzeichen das Schließen der Omnibus-Türe anzeigt. Etwas mit einer Äußerung meinen (bzw. zum Ausdruck bringen wollen), ist ein Fall von nicht-natürlicher Bedeutung. Dessen handlungstheoretischer Aspekt wird durch folgende Umformulierung ersichtlich: Der Satz »S (ein Sprecher) meinte mit x (einer Tätigkeit oder Äußerung) etwas« ist äquivalent dem Satz »S beabsichtigte, dass die Äußerung von x bei einem Hörer eine Wirkung mittels des Erkennens dieser Absicht (des Sprechers) hervorruft«. Dadurch erweist sich nach Grice die intendierte Wirkung als grundlegend für die Bestimmung der nicht-natürlichen Bedeutung. Ein von dem Sprecher gezeigtes Verhalten lässt sich dann als erfolgreicher Kommunikationsversuch bestimmen, wenn das Ziel in der vom Sprecher intendierten Weise erreicht wird. Für die adäquate Bestimmung des Kommunikationsversuchs ist es erforderlich, dass sie folgender Reflexivitätsbedingung genügt (Meggle): Ein von einem Sprecher gezeigtes Verhalten x ist nur dann ein an einen Hörer gerichteter Kommunikationsversuch, wenn der Sprecher will, dass von seiten des Hörers sein Verhalten x als ein Kommunikationsversuch verstanden wird. In einem zweiten Schritt ist zu zeigen, wie sich die sprachlichen Bedeutungsbegriffe mit Hilfe des eingeführten Kommunikationsbegriffs (d.h. handlungstheoretisch) bestimmen lassen. Diese Aufgabe löst Lewis durch die Angabe von Sprachkonventionen (Konvention), die sich aus dem gemeinsamen Interesse, mit Hilfe von Zeichen oder Lauten die Handlungen anderer beeinflussen zu können und daraus Nutzen zu ziehen, ableitet. Dabei handelt es sich um die Konvention der Wahrhaftigkeit (des Sprechers) und des Vertrauens (in diese Wahrhaftigkeit seitens des Hörers). Wahrhaftigkeit bedeutet, dass irgendwelche Sätze nur dann geäußert werden, wenn man von ihrer Wahrheit überzeugt ist. Die Mitglieder einer Population glauben, dass diese Regularität der Wahrhaftigkeit und des Vertrauens unter ihnen tatsächlich vorliegt. Die Erwartung der Konformität gibt gewöhnlich jedem einen Grund für eigenes konformes Verhalten. Von den kommunikativen Konventionen (des ersten Schritts) her lassen sich jetzt Sprachkonventionen bestimmen, durch die sprachlichen Ausdrücken als den Produkten von Handlungsweisen Bedeutungen zugeordnet werden. In einem dritten Schritt sind diejenigen Annahmen zu benennen, die Sprecher und Hörer gleichermaßen bei einer Aussage unterstellen. Grice bezeichnet diese Annahmen als Konversationsimplikaturen: (1) die Annahme, dass der Sprecher das Kooperationsprinzip (seinen Gesprächsbeitrag gemäß den Erfordernissen des gemeinsam akzeptierten Zwecks des Gesprächs zu gestalten) und die Konversationsmaximen beachtet, (2) die Annahme, dass der Sprecher der bewussten Überzeugung hinsichtlich seines Aussageinhalts (oder Bedeutung seiner Tätigkeit) ist, (3) die Annahme, dass der Sprecher glaubt, dass der Hörer in der Lage ist zu erfassen, dass die Annahme der bewussten Überzeugung nötig ist.
Literatur:
- H. P. Grice: Intendieren, Meinen, Bedeuten. In: G. Meggle (Hg.): Handlung, Kommunikation, Bedeutung. Frankfurt 1979. S. 2 ff
- Ders.: Sprecher-Bedeutung, Satz-Bedeutung, Wort-Bedeutung. In: a.a.O. S. 85 ff
- Ders.: Logik und Konversation. In: a.a.O.S. 243 ff
- D. Lewis: Die Sprache und die Sprachen. In: a.a.O. S. 197 ff
- G. Meggle: Einleitung zu: Handlung, Kommunikation, Bedeutung. In: a.a.O., S. VIIff.
PP
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