Metzler Lexikon Philosophie: Supervenienz
bezeichnet die Abhängigkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenstandsbereichen (Eigenschaften) oder Vokabularen (Prädikaten). Der Begriff wird vor allem in der Philosophie des Geistes (mentale und physikalische Eigenschaften), in der Moralphilosophie (moralische und nichtmoralische Eigenschaften) oder in der Philosophie der Kunst (ästhetische und nichtästhetische Eigenschaften) verwendet. Die S. soll eine Abhängigkeitsbeziehung zwischen den »hinzukommenden«, supervenienten Eigenschaften von den unterliegenden Basiseigenschaften ausdrücken. Die Grundidee ist dabei, dass sich eine Entität hinsichtlich einer supervenienten Eigenschaft nur dann ändern kann, wenn sich auch hinsichtlich der Basiseigenschaften eine Änderung vollzieht. Umgekehrt formuliert besagt die Supervenienzthese, dass zwei Entitäten, die identische Basiseigenschaften aufweisen, auch hinsichtlich der supervenienten Eigenschaften identisch sind (z.B. zwei Situationen, die hinsichtlich sämtlicher nichtmoralischer Eigenschaften identisch sind, sind auch hinsichtlich ihrer moralischen Eigenschaften identisch). Diese Abhängigkeit der supervenienten Eigenschaften von den Basiseigenschaften gilt nicht in der umgekehrten Richtung: Es ist möglich, dass zwei hinsichtlich der Basiseigenschaften unterscheidbare Entitäten hinsichtlich der supervenienten Eigenschaften identisch sind (im Kontext der Philosophie des Geistes besagt dies, dass ein und dieselbe mentale Eigenschaft von Ereignissen mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften aufgewiesen werden kann).
Literatur:
- J. Kim: Supervenience and Mind. Cambridge 1993.
MQ
Besonders für den nicht-reduktiven Physikalismus ist der Begriff der S. von großer Bedeutung, um die angenommene einseitige Abhängigkeit z.B. mentaler Eigenschaften von physikalischen Eigenschaften hinreichend spezifizieren zu können. Dabei sind verschiedene Spielarten der S. zu beachten, die mit ihrer Grundidee jeweils logisch kompatibel sind, aber zu jeweils unterschiedlichen Bestimmungen des postulierten Abhängigkeitsverhältnisses führen. So lautet beispielsweise die Definition der schwachen S., dass es in unserer Welt w für zwei Objekte oder Wesen x und y nicht möglich ist, in Bezug auf ihre Basiseigenschaften ununterscheidbar zu sein und gleichzeitig in irgendeiner Hinsicht in ihren supervenierenden Eigenschaften zu differieren. Tatsächlich erweist sich die schwache S. zur Spezifizierung des Abhängigkeitsverhältnisses als unzureichend, da eine andere Welt w' denkbar ist, deren Basiseigenschaften mit denen aus w identisch sind, aber beispielsweise mentale Eigenschaften unabhängig von physikalischen Eigenschaften realisiert werden. Dies verdeutlicht, dass der Proponent des nicht-reduktiven Physikalismus zeigen muss, welche Spielart der S. (weitere Kandidaten wären hier z.B. die globale oder lokale S.) das Abhängigkeitsverhältnis z.B. zwischen mentalen und physischen Eigenschaften tatsächlich zureichend im Sinne eines nicht-reduktiven Physikalismus determiniert.
Literatur:
- J. Kim: Supervenience and Mind. Cambridge 1993.
CT
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