Ökologie: A Plague of Rats and Rubbervines
The Growing Threat of Species Invasions Island Press / Shearwater Books, Washington DC 2002. 377 Seiten, $ 25,–
Der Erfolg des europäischen Kolonialismus zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert hatte nicht nur eine politische und militärische, sondern auch eine biologische Dimension. In diesen Jahrhunderten wurden in Amerika, Australien und Neuseeland zahlreiche einheimische Pflanzen und Tiere durch konkurrenzkräftige Organismen, die vor allem aus dem Mittelmeergebiet stammten, verdrängt oder vollständig ausgerottet. Die Grundlagen der indigenen Naturnutzung wurden damit zerstört, und die Siedler hatten ein leichtes Spiel. Ab dem späten 19. Jahrhundert wurden deren Nachkommen allerdings selbst mit Problemen durch eingeführte Organismen konfrontiert und versuchten erstmals, den Strom von Pflanzen und Tieren einzudämmen. Nach der erfolgreichen politischen Abkopplung vom kolonialen Mutterland begann vielerorts eine Bewegung »ökologischer Unabhängigkeit«.
Diese Anstrengungen waren jedoch nicht mit sonderlich viel Erfolg gesegnet. Die Ausweitung der globalen Handelsströme und der Tourismus sorgen seit Jahrzehnten für immer mehr gewollte und ungewollte Mobilität von Organismen. Die Folgen sind dramatisch: Für mindestens zwanzig Prozent aller weltweit gefährdeten Tierarten gelten eingeführte Organismen als die wichtigste Bedrohung, entweder durch direkte Konkurrenz um Habitate oder weil sie leichte Beute für Räuber sind, gegen die ihnen die Evolution in der kurzen Zeit noch keine Verteidigungsmittel liefern konnte.
Das im Auftrag des Global Invasive Species Programme (GISP) von der amerikanischen Journalistin Yvonne Baskin verfasste Buch erzählt die tragische Geschichte der Tier- und Pflanzeninvasionen, die mit dem europäischen Kolonialismus einhergingen, stellt eindringlich die aktuellen Probleme dar und gibt ein anschauliches und engagiertes Bild der internationalen Suche nach wissenschaftlichen, ökonomischen und gesetzlichen Lösungen. Besondere Aufmerksamkeit widmet Baskin Australien und Neuseeland, die seit ihrer Kolonisierung ungemein hart von aggressiven eingewanderten Arten betroffen sind und heute unter allen Ländern die größten Anstrengungen unternehmen, den Transport von Organismen zu kontrollieren.
Yvonne Baskin neigt bei ihrer Darstellung in guter amerikanischer Journalisten-Manier manchmal ein wenig zu Atemlosigkeit und Alarmismus. Nichtsdestotrotz ist das von ihr gezeichnete Bild kompetent und fundiert. Die amerikanische Autorin bietet damit ein engagiertes und wichtiges Plädoyer gegen die drohende ökologische Homogenisierung der Welt.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 2003, Seite 106
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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