Direkt zum Inhalt

Interview: "ADHS ist keine Krankheit"

Immer mehr Kinder gelten als notorisch unaufmerksam oder hyperaktiv - wie kommt das? Werden Heranwachsende heute mit so vielen Reizen überflutet, dass mancher dem nicht mehr gewachsen ist? Oder stellen Eltern und Lehrer höhere Ansprüche an das Konzentrationsvermögen als früher? G&G sprach mit dem Heidelberger Kinderpsychiater und ADHS-Spezialisten Helmut Bonney.
Helmut Bonney

Herr Dr. Bonney, Studien deuten auf einen großen Einfluss genetischer Faktoren bei der Entstehung von ADHS hin. Andererseits hat die Zahl der Diagnosen in jüngster Zeit zugenommen. Wie passt das zusammen?
Unsere genetische Ausstattung hat sich in den letzten paar tausend Jahren sicher nicht grundlegend verändert. Wenn man heute also in wachsendem Maß Aufmerksamkeitsprob­leme bei Kindern beobachtet, dann hat das in erster Linie mit veränderten Umweltanforderungen zu tun. ADHS ist im Wesentlichen ein kulturelles Phänomen, dessen Wurzeln weit zurück­reichen. Schon etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts machte das Verständnis von Wahrnehmungsprozessen einen grundlegenden Wan­del durch: Nicht mehr das Objekt ­wurde als deren Ausgangspunkt betrachtet, sondern das Subjekt, das selbstständig dafür sorgen muss, dass es im "Gewühle der Sinneseindrücke" nicht untergeht ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Spektrum Kompakt – Depressionen

Mit ihren zahllosen Erscheinungsformen sowie Ursachen kann sich eine Depression auch hinter körperlichen Symptomen verstecken und Betroffene in vielen Lebensbereichen beeinflussen. Doch welche Therapie ist die passende? Und für wen lohnt es sich, experimentelle Verfahren wahrzunehmen?

Gehirn&Geist – Junge Menschen in der Krise

Die Zahl der psychischen Diagnosen nahm zuletzt besonders unter Kindern und Jugendlichen dramatisch zu. Woran leiden junge Menschen mehr als früher? Welche Rolle spielen Onlinemedien? Oder hat nur das Bewusstsein für seelische Nöte zugenommen? Daneben berichten wir, wie man Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, was oft mit Ängsten und Aggressionen einhergeht, das Leben erleichtern kann. Diese Krankheit geht oft mit Ängsten und Aggressionen einher, Medikamente helfen da kaum. Der Artikel "Wie »denkt« ChatGPT?" erklärt, welche Konzepte aus der Psychologie und Neurowissenschaft Fachleute nutzen, um zu verstehen, wie eine KI zu ihren Ergebnissen kommt. Außerdem berichten wir über die psychischen Folgen rund um das Thema Transplantation. Betroffene erleben mitunter Angst, Befremden und Schuldgefühle. Deshalb ist es wichtig, sich in der Zeit vor und nach der Operation auch um ihr psychisches Wohlergehen zu kümmern.

  • Literaturtipp

Bonney, H:ADHS - Na und? Vom heilsamen Umgang mit handlungsbereiten und wahrnehmungsstarken Kindern. Carl-Auer, Heidelberg 2012
Ausführliche Erläuterungen unter anderem zu der Frage, ob ADHS als Störung zu betrachten ist oder nicht

Schreiben Sie uns!

2 Beiträge anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.