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Archäologie: Älteste Dame Europas?



Die Schachuhr muss, zumindest in Europa, um 500 Jahre zurückgestellt werden. Bei der Ausgrabung eines auf das fünfte Jahrhundert datierten byzantinischen Palasts im Süden Albaniens förderten britische Forscher um Richard Hodges von der University of East Anglia in Norwich eine vier Zentimeter hohe Schachfigur aus Elfenbein zu Tage. Mit ihrem kleinen Kreuz auf der Spitze könnte sie entweder eine Dame oder einen König darstellen. Erfunden im zweiten oder dritten Jahrhundert im fernen Indien, ist das anspruchsvolle Strategiespiel also keineswegs erst im zehnten oder elften Jahrhundert ins Abendland gekommen, wie Wissenschaftler bislang glaubten. Der Fund in der Mittelmeer-Stadt Butrint, die zum Weltkulturerbe gehört, widerlegt auch die gängige These, dass die europaweite Verbreitung des Schachs ursprünglich den Arabern zu verdanken sei. Das kleine Kreuz, so spekulieren die Forscher, weist auf christliche Spieler hin. Auch reich dürften sie gewesen sein: In der westlichen Welt war Elfenbein im fünften Jahrhundert ein kostspieliger und ausgesprochen seltener Rohstoff. (University of East Anglia, 5.8.2002)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2002, Seite 42
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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