Paläanthropologie: Ältester Homo sapiens
Dass unsere affenartigen Urahnen in Afrika lebten, steht inzwischen fest. Streit gibt es aber immer noch über den Ursprungsort des modernen Homo sapiens sapiens. Entstand er auch auf dem Schwarzen Kontinent und eroberte von dort aus den Rest der Welt? Oder entwickelte er sich simultan in verschiedenen Erdteilen aus seinem schon früher ausgewanderten Vorfahren Homo erectus? Für die Out-of-Africa-Hypothese, der die Mehrzahl der Forscher anhängt, sprechen vor allem genetische Vergleiche. Sie hatte bisher allerdings einen Schönheitsfehler: Es fanden sich keine fossilen Reste des frühen H. sapiens in Afrika. Dieser Makel wurde nun getilgt: Von drei stark zertrümmerten Schädeln, die der Paläontologe Tim White von der Universität von Kalifornien in Berkeley schon 1997 bei dem Dorf Herto im Gebiet von Middle Awash in Äthiopien ausgegraben hatte und die laut radiologischer Datierung 160000 Jahre alt sind, konnte jetzt einer in mühsamer Kleinarbeit zusammengesetzt werden. Dabei zeigten sich typische Eigenheiten des modernen Homo sapiens. Die weit auseinander liegenden Augen sind dagegen ein urtümliches Merkmal. Das macht deutlich, dass es sich um eine Übergangsform handelt. White ordnet sie daher in eine neue Unterart ein: Homo sapiens idaltu. (Nature, 12.6.2003, S. 742)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 2003, Seite 46
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