Paläobiologie: Ältestes Lautbildungsorgan bei Vögeln
Forscher haben in Vogelfossilien, die knapp 70 Millionen Jahre alt sind, die Überreste eines Stimmkopfes (Syrinx) entdeckt. Demzufolge besaßen bereits Vögel der späten Kreidezeit dieses Lautbildungsorgan.
Der Stimmkopf sitzt bei den meisten heutigen Arten dort, wo sich die Luftröhre in die zwei Hauptbronchien aufspaltet – also nah am Herz. Er besteht aus mineralisierten Geweberingen und knöchernen Stegen, zwischen denen Membranen aufgespannt sind. Wenn der Vogel auf bestimmte Weise ausatmet, geraten die Membranen in Schwingung und erzeugen Laute. Mit seinen Muskeln kann das Tier diese Schwingungen beeinflussen und so den arttypischen Gesang hervorbringen.
Fossile Rudimente von Stimmköpfen fand man bislang nur in Vogelüberresten aus den zurückliegenden 2,5 Millionen Jahren. Ein Team um Julia Clarke von der University of Texas in Austin hat solche Gebilde nun in versteinerten Vogelknochen aus der späten Kreidezeit entdeckt, die 66 bis 69 Millionen Jahre alt sind und aus Sedimenten der antarktischen Vega-Insel geborgen wurden. Die Fossilien stammen von einem Vegavis iaai, einem ausgestorbenen Gänsevogel und nahen Verwandten heutiger Enten und Gänse.
Mit Hilfe von Computertomografieaufnahmen rekonstruierten die Forscher, wie der Stimmkopf von Vegavis iaai im lebenden Tier aussah. Demnach war er sehr ähnlich aufgebaut wie bei gegenwärtigen Vögeln, mit mineralisierten Ringen und einem knöchernen Steg (Pessulus) an der Verzweigung der Hauptbronchien. Vegavis iaai könnte ein ähnlich schallendes "Honken" von sich gegeben haben wie heutige Gänse.
Stimmkopfrelikte sind bislang nicht in Fossilien von Dinosaurierverwandten der damaligen Vögel gefunden worden. Die Forscher vermuten daher, dass sich dieses Lauterzeugungsorgan evolutionär nur in der Klasse der Vögel entwickelte, und zwar erst relativ spät. Die Nichtvogeldinosaurier waren demnach zwar häufig befiedert, brachten aber keine vogelähnlichen Laute hervor; stattdessen knurrten, zischten oder bellten sie wahrscheinlich.
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