Afantasie: Keine Bilder im Kopf
Stellen Sie sich das Gesicht einer vertrauten Person vor, etwa Ihrer Mutter. Welche Augenfarbe hat sie? Wie ist ihre Nase geformt? Hat sie Grübchen auf den Wangen? Etwa drei bis vier Prozent der Weltbevölkerung sind dazu nicht in der Lage. Diese Menschen haben Afantasie: Ihr inneres Auge ist blind.
Erstmals beschrieb Adam Zeman von der britischen University of Exeter 2010 das Phänomen. Als der Neurologe von seinem Patienten »MX« berichtete, wusste er noch nicht, wie viel Aufmerksamkeit die Publikation auf sich ziehen würde. Nach einem mutmaßlichen Schlaganfall hatte MX sein bildliches Vorstellungsvermögen verloren. Unzählige Menschen meldeten sich daraufhin bei Zeman und teilten ihm mit, dass sie ebenfalls nichts visualisieren konnten. Vielen von ihnen war es noch nie in den Sinn gekommen, dass ihre Freunde und Nachbarn Bilder im Kopf haben könnten. Aussagen wie »Ich habe ein klares Bild vor Augen« hielten sie für Metaphern, und Fantasiereisen empfanden sie als müßig. Mit den E-Mails der Betroffenen kamen die Fragen: Was genau ist Afantasie? Was sind die Ursachen? Hat das Fehlen einer so fundamentalen Fähigkeit Auswirkungen – und wenn ja, welche? ...
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