Afantasie: Auf dem inneren Auge blind
Als vor zwölf Jahren ein ungewöhnlicher Patient sein Behandlungszimmer betrat, hätte sich Adam Zeman nie träumen lassen, welch weite Kreise der Fall ziehen würde. Zeman ist Neurologe an der University of Exeter in Großbritannien und forscht schwerpunktmäßig an Gedächtnis- und Schlafstörungen. In sorgfältig formulierten Sätzen schildert er, wie sein damaliger Patient, in späteren wissenschaftlichen Studien nur noch "MX" genannt, ein bis dahin übersehenes Phänomen ins Rampenlicht rückte: die Afantasie.
Bei diesem ersten Besuch erklärt MX dem verblüfften Neurologen, dass er sich Freunde, Familienmitglieder und Orte, die er besucht hat, nicht mehr bildlich vorstellen kann. In seinen bisherigen 65 Lebensjahren hat MX, von Beruf Landvermesser, leidenschaftlich gern Romane gelesen, und er war es gewohnt, vor dem Einschlafen in Fantasiewelten zu schwelgen. Doch seit einer Operation am Herzen, bei der er wahrscheinlich einen leichten Schlaganfall erlitt, sei es vor seinem inneren Auge schwarz.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, testet Zeman das bildliche Vorstellungsvermögen des Mannes mit ganz verschiedenen Methoden ...
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