Spezial: Alan Turing II: Kode des Lebens
In den Werken Turings findet sich vieles, was der biologischen Forschung einen Ausweg aus ihrer gegenwärtigen Krise – Überfluss an Daten und Mangel an ordnenden Theorien – weisen könnte.
Das gilt nicht vorrangig für die Arbeit "Computing Machinery and Intelligence" aus dem Jahr 1950. In ihr beschreibt Turing erstmalig ein Frage-Antwort-Spiel, mit dem ein externer Befrager versucht, herauszufinden, ob sein Gegenüber am anderen Ende der Fernschreibleitung eine Rechenmaschine oder ein Mensch ist – was in der Folge als "Turing-Test" berühmt wurde. Aber dieses Gedankenexperiment ist in erster Linie von philosophischer Bedeutung. Selbst wenn eine Maschine in der Zukunft den Turing-Test besteht, beweist das weder, dass sie über Intelligenz verfügt, noch können wir aus ihrer Funktionsweise auf die des menschlichen Gehirns schließen. Dafür benötigen wir vielmehr eine eigene Theorie.
Heute wissen wir, dass Turings Werk "The Chemical Basis of Morphogenesis" von 1952 wesentliche Ideen zur biologischen Musterbildung vorweggenommen hat. Die Biologen taten sich allerdings zunächst schwer mit dem Konzept, weil sie Turings "Morphogene" so eng, wie sie diese interpretierten, in lebenden Organismen nicht wiederfinden konnten. Erst mit der Rechenleistung späterer Computer und in der Abwandlung durch andere kamen Turings Ideen zur vollen Blüte (siehe den folgenden Beitrag von John Reinitz...
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