Magie: Heilen mit Amulett und Astrologie
»Unbedingte Pflicht eines verantwortungsbewussten Arztes ist es, jegliches therapeutische Hilfsmittel in Erwägung zu ziehen«, mahnte der byzantinische Arzt Alexandros von Tralleis (6. Jahrhundert) in seinen »Therapeutika«. Um bedauernd fortzufahren: »Da jedoch der momentan herrschende Zeitgeist die Anwendung von Heilmitteln, die durch eine immanente Naturkraft wirken, aus Unwissenheit tadelt, habe ich es vermieden, solche andauernd zu verordnen.« (Zitat gekürzt) Tatsächlich beschrieb Alexandros neben »herkömmlichen« Therapiemethoden ein breites Spektrum an magischen. Er empfahl sie oftmals als Ergänzung, mitunter aber auch als Alternative, dann häufig auf den Wunsch der Patienten – Alexandros ging auf ihre psychischen Befindlichkeiten ein.
Das Zitat erinnert an heutige Diskussionen »Schulmedizin kontra alternative Heilmethoden«. Generell standen byzantinische Ärzte, den großen antiken Vorbildern folgend, der Magie kritisch gegenüber. So billigte das große Vorbild Galen (129–210/216 n. Chr.) einigen Edelsteinen zwar Heilkräfte zu, einer an eine Gottheit gerichteten Gravur auf einer solchen Gemme jedoch nicht. Zwar stellten Mediziner in Alexandria durchaus antike und spätantike Quellen auf den Prüfstand ihrer eigenen klinischen Erfahrungen, brachten Patientenbeobachtung und Fallbeispiele mit ein. Doch bei aller Innovationsbereitschaft und im Unterschied zu Gelehrten anderer Fachrichtungen öffneten sie sich den religiösen und kulturellen Strömungen kaum, die in Alexandria zusammenkamen …
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