Alkoholismus: Mit Pillen gegen die Sucht
"Ich kann mich noch an den Tag erinnern, wo ich merkte: Da stimmt was nicht." Michaels Blick schweift nur kurz ab, dann ist er wieder voll da. Er lächelt. Ein sympathischer Mann, alterslos, aber verbraucht. "Da hatte ich die Nacht davor gezecht, so wie gewohnt. Und am nächsten Morgen ging's mir schlecht. Ich hab dann halt ein, zwei Konterbier getrunken, doch das half nichts. Da dachte ich: Oh, irgendwas ist faul."
Am Anfang trank Michael Bier. Mittlerweile nur noch Schnaps. Im letzten Jahr musste er in neun Monaten zehnmal zur Entgiftung ins Krankenhaus. Er lächelt wieder. "Ja, gerade bin ich wieder in der Klinik. Da geht es mir immer ganz gut. Da bin ich nicht so alleine. Und bei euch so?", fragt er in die Runde der Selbsthilfegruppe. Zu dem Treffen kommen regelmäßig 10 bis 15 Alkoholiker – Hausfrauen, Arbeitslose, Werbetexter. Sie reden über den Alltag, ihre Probleme, geben sich Tipps. Manche haben das Trinken als Problemlösungsstrategie von ihren Eltern gelernt, andere leiden unter Traumata und Depressionen. Wieder andere verfielen auch ohne psychische Vorbelastung der Sucht. Alle sind irgendwie verkrachte Existenzen. Alle sind ganz normale Menschen. Laut dem vom Münchner Institut für Therapieforschung ausgegebenen "Epidemiologischen Suchtsurvey" trinkt rund jeder zehnte Deutsche mehr, als gut für ihn ist. Jeder 30. hat ein handfestes Alkoholproblem.
Behandeln lassen sich nur etwa zehn Prozent der Betroffenen, und ihre Aussichten, des Alkohols Herr zu werden, sind alles andere als rosig ...
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