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Am Rande: Himmelwärts - eine neue Trasse für den Transrapid?


Hochtechnologie oder Geldvernichtungsmaschine, Mittel zur Zukunftssicherung oder Symbol naiver Technikgläubigkeit – jahrelang heiß umkämpft verschwand der wirtschaftlich dubiose Transrapid vorläufig von der Tagesordnung. Eine High-Tech-Entwicklung, deren Vorteile – Energieeffizienz, geringere Geräuschentwicklung, hohe Fahrgeschwindigkeit – die Nachteile nicht aufwiegen konnten wie etwa hohe Investitionskosten und mangelnde Integration in das vorhandene Schienennetz.

Die geplante Strecke, die Verbindung zwischen Hamburg und Berlin, sei schuld, hieß es, weil sie das Mammutprojekt unwirtschaftlich mache. Nun sind Alternativen gefragt. Anregungen gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dort glaubt man ein ganzes Stück weiter zu sein: Forscher am Lawrence Livermore National Laboratory in Berkeley (Kalifornien) richten ihre eigene Magnetschwebebahn Richtung Himmel – zumindest theoretisch.

„Inductrack“ sei allerdings ohnehin allen konkurrierenden Konzepten überlegen. Der Transrapid benötigt Sensoren und Rückkopplungsschleifen, um den Abstand zwischen Elektromagnet und Schienenweg nachzuregeln; und ein japanisches Gefährt hebt nur von der Schiene ab, wenn supraleitende Spulen das Magnetfeld erzeugen, erfordert also teure Tieftemperaturtechnik in jedem Wagen. Leicht lässt sich ein Schreckensszenario ausmalen, in dem der Strom ausfällt und das Fahrzeug mit Tempo 350 auf die Schiene auffährt.



Die amerikanischen Wissenschaftler setzen dagegen auf passive Elemente: Dauermagnete aus neuartigen Legierungen und in trickreicher Anordnung auf der einen, Spulen im Gleiskörper auf der anderen Seite. Fährt der Zug, induziert er allein durch seine Bewegung ein abstoßendes Magnetfeld und schwebt über dem Gleiskörper. Und damit er in Gang kommt, soll Inductrack Hilfsräder haben und beispielsweise von einem Propeller angeschoben werden.

Bislang glänzte das Wunderfahrzeug allerdings nur in theoretischen Studien und als Modell auf einer 20-Meter-Teststrecke. Aber das reichte schon, um das Interesse der Nasa zu wecken. Die Raumfahrtbehörde wünscht sich eine Art Schleudersitz, um Shuttles und Rakten bereits vor der Zündung auf 950 Stundenkilometer zu beschleunigen. Auf diese Weise könnte sie 30 bis 40 Prozent Treibstoff einsparen. Wäre dieser Technologietransfer aus irdischen Gefilden ins All nicht auch die Lösung für den Transrapid? Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke etwa auf dem Weltraumbahnhof in Kourou, als Joint-Venture erbaut von Industrie, Bundesbahn und Europäischer Raumfahrtbehörde? Rosarote Zeiten für die ESA? Ein Hauch von Startrek liegt in der Luft. Scotty, shoot me up.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2000, Seite 90
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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