Amygdala: Von wegen Angstzentrale
Über die Amygdala, die beidseitig und tief in den Schläfenlappen des Denkorgans liegt, kann man so einiges lesen: Sie sei der Sitz der Angst und steuere die Furcht. In ihr gebe es sogar eine Art Ein- und Ausschalter dafür. Wer keine funktionierende Amygdala habe, könne jedenfalls keine Angst empfinden. Auch Krankheiten brächte ein defekter Mandelkern mit sich, zum Beispiel Psychopathie.
Aber kann es so klar und eindeutig sein, wo das Gehirn doch derart komplex, verschachtelt, vernetzt und verwoben ist? Tatsächlich gibt es immer mehr Zweifel an der Rolle der Amygdala als »Angstzentrale«. Aber soll nun alles, was seit Jahrzehnten über diese Hirnregion geschrieben wird, nicht mehr stimmen? Zunächst einmal hilft es, sich anzuschauen, woher die angenommene Verbindung zwischen Angst und Amygdala kommt. Den genauen Zeitpunkt zu benennen ist schwierig, aber womöglich gaben vor knapp 100 Jahren die Experimente des aus Deutschland in die USA ausgewanderten Arztes Heinrich Klüver (1897–1979) den Anstoß. In den 1930er Jahren experimentierte er mit der bewusstseinsverändernden Droge Meskalin und suchte nach jenem Ort im Gehirn, der Halluzinationen auslöste. Bei Versuchen mit Rhesusaffen beobachtete er, wie hohe Dosen der Substanz Reaktionen hervorriefen wie bei einer Temporallappenepilepsie. Sollte er nun bei den Tieren Teile des Schläfenlappens entfernen, so schlussfolgerte er, müsste die Droge ihre Wirkung verlieren…
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